„Beim Malen kann ich mich verlieren“

Linda Mohwinkel in ihrem Atelier in Schulensee. Fotos: manuel Puderbach

In Schulensee war KIEL LOKAL zu Gast bei der 39-jährigen Künstlerin. Ihr Wohnhaus ist umgeben von sattem Grün und herbstlich anmutenden Blumen. Bei einem schwarzen Tee mit Milch lädt sie den Redakteur zu einem spannenden Gespräch ein.

Kindheit in Molfsee
Sie ist in Kiel geboren. Ihre Kindheit verbrachte die Ärztin und freischaffende Künstlerin in Molfsee. Seit drei Jahren lebt sie wieder ganz in der Nähe ihres Heimatortes: in Schulensee. „Ich hatte eine schöne Kindheit in Molfsee“, sagt sie zurückblickend. Sie konnte sich stets stundenlang allein beschäftigen. „Am liebsten mit Basteleien oder beim Malen“, wie sie verrät.

Familienanekdote aus der Kindheit
Linda Mohwinkel läuft gerne eine volle Stunde in der Natur. Dort bekommt sie „den Kopf frei“. Das Laufen wurde ihr durch den Vater bereits in die Wiege gelegt. „Mein Vater ist Marathonläufer“, erklärt sie lächelnd. Eine Anekdote hat sie nie vergessen. Immer wenn sie als Kind krank war und nicht mit den anderen Kindern draußen spielen konnte, stellte ihre Mutter ihr einen Tisch nach draußen. So konnte sie malen und ihre Freunde zumindest sehen.

Ärztin mit Leidenschaft
Die Arbeit mit Menschen habe sie „schon immer interessiert und fasziniert“, sagt die leidenschaftliche Ärztin. Die Aussicht auf die unterschiedlichen Arbeitsfelder findet sie besonders spannend. Nach der Regelstudienzeit von sechs Jahren in Marburg und Lübeck nahm sie ihre Tätigkeit am UKSH auf. Bevor sie das tat, nahm sie sich ein halbes Jahr Zeit, um wieder mit dem Malen zu beginnen.

Musik und der Bann der Malerei
Wenn sie malt, dann „verliere ich mich im Hier und Jetzt“. Sie hört dabei gerne Musik. „Von klassischer Musik bis zu deutschem Hip-Hop“, wie sie sagt. Sie arbeite sehr lange „hochkonzentriert und vergisst dabei die Zeit“. So malte sie oftmals bis in die Nacht hinein. Das ist bis heute so geblieben. Sie fühlte sich wie in einen Bann gezogen. Ihre Finger entwickeln Druckstellen, weil sie über Stunden mehrere Pinsel in den Händen hält, um für jedes Detail den passenden parat zu haben. Das Malen sei für sie „Seelenbalsam“.

Die Faszination der Augen
Schon als Kind war sie fasziniert von den Augenpartien. Beim Malen konnte sie sich

„stundenlang verlieren“. Anfangs war es die Tierwelt, die es ihr angetan hatte. Sie malte alle Tiere, die ihre gerade in den Sinn kamen. Am liebsten mochte sie Enten und Papageien. Die Vogelwelt bot ihr zu dieser Zeit die meisten Motive. „In den Augen steckt Lebendigkeit. Tiere zu malen, mochte ich schon immer“, sagt sie mit einnehmender Haltung. Sie habe sich in „kreative Welten wegträumen“ können.

Portraitmalerei in der Schule
In der Grundschule begann sie das Malen. Nach einem Ausflug in früher Jugend zum Tanz, fand sie den Weg wieder zurück zur Malerei. Mit 16 Jahren ging es wieder zurück an Papier und Zeichenstifte. In der zwölften Klasse begann die Phase der Porträtmalerei. Sie wählte anstelle des Musikkurses den Kunstunterricht in der Schule. Wieder zurück zu den „ausdrucksstarken Augen“!

Unterschiedliche Materialien
Linda Mohwinkel hat von der Renaissance bis zu Urban Art verschiedenes ausprobiert. Gerade was die Materialien betrifft. „Natürlich“ Acryl- und Ölfarbe. Zeichnungen mit Kohle und Bleistift. „Ich liebe es, mich mit Neuem auszeinanderzusetzen“, erzählt die Autodidaktin. Viele Porträts habe sie gemalt. Dann begann sie dies mit dem Abstrakten zu verbinden. „Vom Gegenständlichen zum Abstrakten“, sagt sie sichtlich begeistert. Die Kombination von Gesichtern auf abstrakten Hintergründen. „Durch die intuitive Malerei ist diese Form im Malprozess entstanden“, gewährt sie einen Einblick ihres kreativen Prozesses. Zudem hat sie sich auch schon beim Töpfern mit Ton ausprobieren können.

Verbindung zu den Menschen
Das Detailgetreue und den Ausdruck der Menschen wiedergeben zu können, diesen Ausdruck zu treffen, sei ein Reiz! Den Ausdruck der Augen. „Es ist ganz viel zu finden in den Augen“, berichtet sie und führt weiter aus, dass „Augen so viel Lebendigkeit in sich bergen“. Mit kleinen Strichen kann man sehr viel verändern. Das sei eine „besondere Herausforderung“. Sie versuche immer dieses Ensemble einzufangen. „Ich versuche mich mit den Menschen zu verbinden“, sagt sie nachdenklich. Sie hat bereits im Auftrag verstorbene Menschen gemalt. Dazu hört sie sich die Geschichten der Menschen an. „Ich wüsche mir, dass die Gemälde die Verbindung zu den geliebten Menschen bewahren“, sagt sie.

Zurückhaltung ablegen
Jahrelang war sie sehr zurückhaltend, was ihre Kunst betrifft. „Aufträge habe ich generell gemacht, aber ich war, was das betrifft, eher zurückgezogen“, gibt sie preis. Das soll sich nun ändern. Diese Zurückhaltung möchte sie „mit kleinen Schritten ablegen“.
Ihre erste Ausstellung gab sie 2018. In ihrer ersten Wohnung malte sie meist im Wohnzimmer. „Dann wollte ich die Trennung von Farbkleksen und hellen Möbeln“, erklärt sie mit Überzeugung. In Großbarkau bezog sie ihr erstes Atelier.

Tag der offenen Tür am 20.11.
Am 20. November bietet sich von 14 bis 17.30 Uhr eine Gelegenheit, die Künste von Linda Mohwinkel mit eigenen Augen anzuschauen. Dazu lädt die warmherzige Künstlerin in ihr Atelier in Großbarkau (Hauptstraße 4a) ein. Im schönen Ambiente des Restehofes, kann man sich ihre Werke ansehen. Sie wünscht sich, dass die Menschen „die unterschiedlichen Impressionen auf sich wirken lassen und sich darin vielleicht selbst verlieren“, sagt sie mit großen, leuchtenden Augen. Ein Besuch bei der lebensbejahenden Künstlerin könnte ein sehr spannender werden. MP