Ein Wochenende in der Zeitmaschine

Veranstalter Malte Jochimsen direkt vor dem Flugzeughangar, der Mittelpunkt des Shelter-Festivals ist. Fotos: Carsten Frahm

Malte Jochimsen organisiert Best-Ager-Festival vom 17.–19. Juli auf dem Fliegerhorst Eggebek

Der Schlüssel knackt im Schloss des alten Tornado-Bunkers. Die schwere Metalltür wird geöffnet. „Hier geht’s rein in den ehrwürdigen Shelter“, sagt Malte Jochimsen und tritt ein. Viermal dreht er den Lichtschalter, lässt nach und nach die Neonröhren aufblinken, die zumindest etwas Licht ins Dunkel bringen.

Wir befinden uns auf dem Fliegerhorst Eggebek, einem ehemaligen Militärflugplatz, auf dem in den Jahren 1958 bis 2005 das Marinefliegergeschwader MFG2 stationiert war. Ein riesiges Gelände: ganze 408 Hektar groß. Hier steht einer der größten Solarparks Deutschlands. Mehr noch, hier veranstaltet Malte Jochimsen ein besonderes Open-Air-Festival.

Gemeinsam mit dem Festivalmacher fahren wir im Auto das weitläufige Gelände ab. „Dort ist der Eingang, da sind die Parkplätze. Und dahinten kommen die Zeltplätze hin“, verkündet Malte.
Mittelpunkt des Ganzen ist der Flugzeughangar (Shelter). Er sorgt auch für den Namen: Shelter-Festival. Im ersten Jahr stand die Bühne noch direkt im Bunker. Inzwischen wird er bei der Veranstaltung als Disco sowie als Ort für das Start-up-Movie genutzt. Jetzt im Winter ist alles vollgestellt mit Festival-Equipment und Bierwagen.
Vor dem Shelter zeigt Malte mit ausschweifenden Armbewegungen, wo die Bühne und Stände stehen sollen. Details erzählt er uns bei Kaffee und Mettbrötchen in seinem Fes­tivalbüro, das sich ein paar Hundert Meter weiter in einem zweigeschossigen Backsteinhaus befindet.

In seinem Festivalbüro auf dem Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes umgibt sich Malte Jochimsen mit Erinnerungsstücken aus den 80er-Jahren.

Draußen an der Tür kleben Plakate des Shelter-Festivals, drinnen sind eine Vielzahl an Zeitungsberichten zu sehen. An der Wand hängt die Original-Vertriebstasche von Uwe Seeler, ebenso eine Reihe von Autogrammkarten früherer HSV-Spieler. Der Schreibtisch steht am Fenster, bestückt mit einem Tastentelefon aus den 80er-Jahren. Das Regal ist vollgehängt mit Festivalbändern. Und auf dem Schallplattenspieler liegen alte Bravo-Hefte.
Auch dieses Haus gehörte früher zum Militärgelände. „Dieser Flugplatz hatte eine unfassbare Identifikation in der Region geschaffen“, so Malte. „In den 80er-Jahren wurde alles Mögliche getan, damit sich die Soldaten wohlfühlen.“ Legendär war die Großraum-Disco Fantasy. „Die Zielgruppe von damals haben wir reaktiviert. Viele der ehemaligen Beschäftigten sind bei uns Stammgäs­te“, betont Malte, der sich selbst als „ein im Herzen hängen gebliebener Achtziger“ bezeichnet. Die ehemaligen Fantasy-DJs Manni und Elvis legen im Shelter auf und lassen die 80er-Jahre wieder aufleben.

Die Moderation übernahm die vergangenen Jahre niemand Geringeres als Peter Illmann. Ältere Semester erinnern sich sicherlich an den „Formel Eins“-Moderator. Die Musikshow wird seit Januar 2025 wieder bei Kabel Eins ausgestrahlt.

Wer ist eigentlich dieser Malte Jochimsen? Seine ersten Erfahrungen als Festivalmacher sammelte er 2002 im ehemaligen Rio-Reiser-Haus in Fresenhagen. Dort hat er drei Jahre das jährliche Rio-Reiser-Gedenkfestival mit­organisiert, aber nach Schwierigkeiten mit dem Verein 2007 sowie 2008 ein Alternativfestival in Sillerup initiiert. „Da hatten wir nur eine Anhängerbühne, aber schon ganz gute Künstler“, erinnert er sich. „Allerdings nur 100 Gäste.“ Im Folgejahr kamen schon 300 und Stanfour als Hauptact.

Als Tausendsassa hat Malte immer neue Ideen. „Ich wollte ein Festival machen, das sonst keiner macht“, erzählt er. Herausgekommen ist die Konzertreihe „Kultur auf den Halligen“. Das Besondere dabei: Mit einem Fährschiff geht es auf die Hallig Langeness, wo bekannte Bands im Schafstall ihre Auftritte abhalten. „Bis Corona ging alles gut“, dann geriet das Konzept ins Straucheln. Nach 17 Jahren wollte Malte sein Engagement eigentlich beenden. Nun laufen Überlegungen, das Format in Form eines Vereins weiterlaufen zu lassen. Einziges Event dieses Jahr ist das „Schwarze Wellen“-Festival am 23./24. Mai mit fünf Livebands aus der Grufti-Szene.

Längst hat Malte sich etwas Neues ausgedacht. Unter dem Motto „Ship of Fools” sind am 13./14. Juni auf der Autofähre „MS Rungholt“, die zwischen Nordstrand und Pellworm pendelt, Konzerte mit maximal 250 Gäs­ten geplant. Es spielen Torfrock und Illegal 2001. Dieselben Bands möchte Malte am 22./23. August auf der Krusenkoppel in Kiel auftreten lassen. „Ich bin früher ein Riesenfan von Torfrock und Werner gewesen“, sagt Malte mit einem Lächeln. „Heute bin ich der Manager von Sänger Klaus Büchner und Torfrock.“ Sein Lächeln wird breiter. Zudem betreut er noch weitere Bands als Manager, Booker oder Tourmanager.

Sein derzeitiges Herzensprojekt ist aber das Shelter-Festival. „Das beschäftigt mich jeden Tag im Jahr“, verrät er. „Ich glaube, dass es genug Leute gibt, die die guten alten Zeiten wieder aufleben lassen wollen. Das Festival ist wie ein Wochenende in einer Zeitmaschine.“
Die Zuschauerzahlen wachsen von Jahr zu Jahr. Waren es beim Debüt knapp 3.000 Gäste, so kamen im zweiten Jahr schon 4.000. Diesmal werden 6.000 über das komplette Dreitagesfestival erwartet. Die Bandauswahl des „Best-Ager-Festivals“ spricht für sich. Nach namhaften Headlinern wie New Model Army und den Hooters in den Vorjahren, hat Malte für den 17.–19. Juli 2025 ein fulminantes Programm zusammengestellt. Mit dabei sind J.B.O., Illegal 2001, Extrabreit, Mesh, Coverbands wie Bon Scott (AC/DC) und
Motörizer (Motörhead) und andere mehr. Weitere Infos stehen auf der Homepage www.shelter-festival.de. Der Eintritt für das dreitägige Festival kostet von 59–99 Euro.

Festivaltickets zu gewinnen

Mit etwas Glück könnt ihr eines von fünf Freitickets für das Shelter-Fes­tival gewinnen. Sendet eine Mail an verlosung@kiellokal.de. Einsendeschluss ist am 30. März 2025. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. CF