„Es ist ein Geben und Nehmen“

Bücherschrank van der Camer Haus
Dipl.-Sozialpädagogin Ina Müller freut sich, dass der Bücherschrank so gut bestückt ist und auch genutzt wird. Er ist zugleich auch ein Treffpunkt für die Nachbarschaft. Fotos: Carsten Frahm

Bücherschrank vor dem Van-der-Camer-Haus in der Hasseer Straße

Im Stadtteil gibt es in einigen Straßen sogenannte Verschenke-Schränke. KIEL LOKAL möchte diese und die Verantwortlichen dahinter nach und nach vorstellen. Wir beginnen heute mit dem Bücherschrank in der Hasseer Straße.

Kann man das noch spenden oder möchte das niemand mehr haben? Diese Frage haben sich wohl schon viele beim Aufräumen gestellt. Gerade Bücher wirken schnell gebraucht und zerlesen. Eins ist jedoch sicher: Gute Geschichten können nicht alt oder abgegriffen werden. Irgendjemand freut sich immer über ein gutes Buch.
An der Hasseer Straße (Ecke Gärtnerstraße) steht ein hübscher Schrank mit verglasten Flügeltüren für ausgelesene Bücher. Aufgestellt wurde er von der Einrichtung ‚stadt.mission.mensch‘. Die Idee dahinter ist ebenso simpel wie genial: Bücher, die zu gelesen und gebraucht sind, um sie weiterzuverkaufen, können hier ein neues Zuhause mit passionierten Lesern oder Leserinnen finden. Die Regel dabei: Wer ein Buch mitnimmt, sollte im Gegenzug ein eigenes ausrangiertes dalassen. Eine alte Geschichte gegen eine neue.
Vergangenes Jahr setzte das Van-der-Camer-Haus mit Unterstützung des Sozialkaufhauses ‚Echt gut‘ dieses Projekt um. Die Bewohner haben den Schrank aus Altholz zusammengebaut. „Das Grünflächenamt hatte anfangs Bedenken, aber bis jetzt gab es noch kein Problem mit Müll“, berichtet Ina Müller von der Stadtmission. Bisher hat die nachhaltige Idee nur gute Seiten. „Es ergibt sich immer ein nettes Gespräch. Es ist ein Geben und Nehmen.“ So fasst Ina Müller die Funktion des Bücherschranks zusammen. Dieser schafft Austausch zwischen den Bewohnenden der psychiatrischen Einrichtung und ihren Nachbarn, zwischen denen sonst etwas Distanz bestand. Der Schrank gibt also nicht nur Büchern eine zweite Chance, sondern schafft auch eine Brücke zwischen den Menschen. Die Dipl.-Sozialpädagogin bezeichnet dies als vollen Erfolg.
Wer also in Zukunft nicht sicher ist, wohin mit alten Büchern, weiß jetzt, wo diese eine Freude bereiten können. PS