„Es wurde mir in die Wiege gelegt“

Maren Schneider auf der KSV-Bank in ihrem „Wohnzimmer“ Foto: Manuel Puderbach

KIEL LOKAL begleitet die Hasseerin Maren Schneider bei einem Heimspiel der Störche

Die Wahl-Hasseerin steht am Freitagnachmittag vor dem zweiten Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg Rede und Antwort. Am Spieltag begleitet sie KIEL LOKAL-Redakteur Manuel Puderbach und wirft einen Blick vor und hinter die Kulissen des Zweitligisten.

Die 46-jährige Pressesprecherin von Holstein Kiel empfängt mich direkt vor dem Haupteingang des altehrwürdigen Holsteinstadions. Am Telefon werden noch schnell einige Details für das Heimspiel geklärt.

Vom Fanblock auf die Bank
Sie öffnet die Tür, wo sie einige Herren begrüßt, die sich in der Mixed Zone aufhalten. Wir gehen ins Stadion und Maren Schneider setzt sich auf ihrem angestammten Platz auf der Bank der Kieler Störche. Danach geht es rauf auf die Haupttribüne. Vor der Pressetribüne spricht sie über vergangene Tage und zeigt mit ausgestrecktem Arm auf ihren früheren Lieblingsplatz im Stadion. Mit ihren Freunden besuchte sie als Fan möglichst jedes Heimspiel auf der Stehtribüne in Block H.

Kindheit auf dem Bolzplatz
Ihre Kindheit verbrachte die Wahlkielerin in Stein. Ihre Eltern zogen von Stuttgart zurück in die Probstei in ein Neubaugebiet.
„Schon als Kind habe ich gerne mit vielen anderen Kindern Fußball gespielt. Solange ich denken kann, habe ich mit Jungs gekickt“, sagt sie. Mit dem runden Leder trieb sie sich am liebsten den ganzen Tag herum. Ob am Strand, auf der Straße oder auf dem Bolzplatz mit den Kumpels. „Damals war das üblich. Bei uns auf der Ecke gab es keine Möglichkeit, in einer Mädchenmannschaft zu spielen“, erklärt sie.

Studium der Sportwissenschaften
Später trainierte sie selbst Jugendmannschaften im TSV Stein. Während ihres Studiums der Sportwissenschaften an der Universität in Kiel begleitete sie jeweils zwei Jahre lang die D-Jugend und später die C-Jugend. Sie sei schon immer „fußballverrückt“ gewesen. Überall, wo es im Verein etwas zu organisieren galt, half sie gerne mit. Dies ist bis heute so geblieben.
Im Raum, wo die Pressekonferenzen nach den Heimspielen stattfinden, erklärt sie, dass sie „heute noch oft gefragt wird“, ob sie nicht bei der Organisation helfen könne. „Das Organisieren wurde mir in die Wiege gelegt“, sagt sie mit einem Lächeln.

Berufseinstieg bei Nord TV
Nach ihrem erfolgreichen Studium nahm sie ihre erste Tätigkeit bei Nord TV auf. „Ganz klassisch“ sah Maren die Anzeige in der Zeitung und bewarb sich. Gesucht wurde eine Volontärin für Medien und Marketing. Anfangs konnte sich die Frau mit dem KSV-Herzen noch „gut den Sportjournalismus“ vorstellen. Vom Medienmarketing wechselte sie in die Produktionsleitung. Zu dieser Zeit war sie noch als Fan mit Holstein Kiel in der vierten Liga unterwegs. Auch bei den Baltic Hurricanes, die gerade erfolgreich waren. Mit ihrer Clique waren die Wochenenden somit immer mit sportlichen Highlights versehen.

Wechsel zu Joker Pictures
2008 wechselte Maren Schneider zu Joker Pictures. Als Produktionsleiterin produzierte sie u. a. für den NDR Reportagen und Dokumentationen sowie Image- und Wirtschaftsfilme. Außerdem arbeitete sie viel im organisatorischen und administrativen Bereich. Holstein
Kiel orderte 2011 zwei große LED-Wände, die „bespielt“ werden mussten. Wieder ein neues Projekt, auf welches das Allroundtalent seine Energie und Kreativität setzen konnte. Der audiovisuelle Dienstleister aus Kiel und Hamburg hat das Stadion-TV aufgebaut und setzt es bis heute um. Wie sollte es auch anders sein, übernahm sie zu Beginn die Aufnahmeleitung.
„Der Content musste abgestimmt werden und ich habe den ersten Regieplan geschrieben“, erinnert sich der kreative Kopf. Sie sei ein Mensch, der gerne „mitwirkt“ und „kreativ“ ist. „Unglaublich, wie lange man schon involviert ist und wie sich alles seitdem entwickelt hat“, erklärt sie stolz. „Wir haben mit wenigen Leuten einfach alles angepackt, haben in der Zeit so viel erlebt und sind als Team zusammengewachsen“, gibt sie einen Einblick in den Beginn des Aufbruchs.

Nach der Pressekonferenz stellt sich Trainer Marcel Rapp nochmals den Fragen der anwesenden Journalisten. Maren Schneider steht direkt daneben.

Flug ins Storchennest
Seit August 2017 ist sie die Pressesprecherin des Zweitligisten. „Die Erwartungshaltung ist natürlich gestiegen. Aber wir messen uns hier mit Vereinen, die z. T. schon 20, 30 Jahre im Profifußball sind“, gibt sie sich realistisch. „Gemessen daran sind wir noch jung dabei und froh, seit Jahren trotz stetigen Aderlasses wirtschaftlich und sportlich so gut dazustehen“, führt sie weiter aus. Dass sich die Fans noch mehr erhoffen, sei für die Hasseerin völlig „legitim“ und „verständlich“.
Wie sieht sie sich in ihrer Rolle beim Zweitligisten? „Ich möchte das Team und den Trainer so gut wie möglich unterstützen. Jeden Tag alles so gut es geht organisieren, dass sich alle auf Fußball konzentrieren können“, erklärt sie engagiert. Es geht auch im Profifußball um Menschen. „Der eine braucht dies, der andere das. Heute muss man sehr achtsam sein, was das Mediale betrifft. Ich achte sehr auf die soziale Komponente, schätze und respektiere jeden in unserem Team“, sagt sie wertschätzend.

Ziel und Entwicklung
Das oberste Ziel des Vereins ist es, „mindestens konstant Zweitligist“ zu bleiben. Rein sportlich soll es in diesem Jahr Platz acht und der damit verbundene einstellige Tabellenplatz sein. Je nach Platzierung am Ende der Saison gibt es dementsprechend TV-Gelder. „Mehr Geld bedeutet auch einen höheren Etat“, ist sich Maren bewusst. Holstein Kiel sieht sich als „ganzheitlichen Verein“. Das Nachwuchsleistungszentrum wurde beispielsweise 2019 mit der Höchstwertung von drei Sternen ausgezeichnet. Die Arbeit bei den Jungstörchen sei sehr wichtig. „Wir haben uns extrem professionalisiert, haben hauptamtliche Trainer im Jugendbereich und sind medizinisch auf einem ganz neuen Level“, weist sie auf die Weiterentwicklung des Vereins in den letzten Jahren hin.
Der Verein arbeitet heute mit Schulen zusammen, kümmert sich um die Berufsbildung junger Menschen, trägt eine soziale Verantwortung und möchte den eigenen Fußballnachwuchs so nah wie möglich an die Ligamannschaft heranführen.

Auch nach dem Spiel für die Mannschaft da. Hier mit Jann-Fiete Arp nach dem Spiel gegen den 1. FC Magdeburg

Eine eingeschworene Gemeinschaft
Die Nachwuchsarbeit trägt Früchte. Fin Bartels ist nur ein Beispiel von vielen. „Jonas Sterner oder Philipp Sander kann ich ebenfalls nennen. Aktuell hat Torwart Lio Mark Rothenhagen den Sprung in die U17-Nationalmannschaft geschafft“, sagt sie begeistert.
Holstein Kiel ist wirtschaftlich gut aufgestellt, die Infrastruktur soll weiterentwickelt werden. Vor zwei Jahren wurden neue Trainingsplätze gebaut, davon einer mit Hybrid

rasen wie im Stadion und einer mit neuer Flutlichtanlage. Als Nächstes folgen neue Plätze für das Nachwuchsleistungszentrum. Der Stadionausbau ist weiterhin ein großes Thema, das mittelfristig in Angriff genommen wird.
Im Dreigestirn gibt es in Zukunft noch viele Aufgaben zu erledigen. Teammanager Sebastian Ermuth, der noch „recht neu“ dabei ist, und der organisatorische Leiter Jan Uphues, der für sie mittlerweile wie ein „Bruder“ geworden sei, bilden zsammen mit Maren Schneider ein eingespieltes Team. MP