Fahrverbot soll vermieden werden

    Im Kampf gegen zu hohe Stickstoffdioxidwerte am Theodor-Heuss-Ring im Verlauf der B 76 setzt die Landeshauptstadt Kiel auf eine Luftfilteranlage von Purevento aus dem schleswig-holsteinischen Trittau.

    Im Herbst sollen sechs Luftfiltercontainer neben der Straße aufgestellt und mindestens drei Jahre lang betrieben werden. Das ist das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung und Vergabe der Stadt. Vier Firmen hatten ein Angebot abgegeben.
    Die Stadtluftreiniger der Firma Purevento sollen von Oktober an vor den Häusern Theodor-Heuss-Ring 61 bis 79 stehen. Sie sind kleiner und schmaler als der Prototyp, der dort 2019 zu Testzwecken gestanden hatte. Es wird der erste große Einsatz von Luftfiltern dieser Art an einer Straße, der wegen hoher Stickstoffdioxidwerte ein selektives Fahrverbot droht.
    Die Stickstoffdioxidwerte am Theodor-Heuss-Ring sind in jüngster Zeit besser geworden. Maßnahmen der Stadt wie die Umleitung von Schwerlastverkehren sowie die Sperrung von Zu- und Abfahrten greifen offenbar. Zudem werden auch die Mobilitätswende und die Modernisierung der Fahrzeugflotte ihren Beitrag zur Luftreinhaltung leisten. Die Landeshauptstadt Kiel geht davon aus, dass der Einsatz der Luftfilteranlage nach drei bis fünf Jahren zur Einhaltung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid nicht mehr notwendig sein wird. Daher beträgt die vereinbarte Betriebsdauer einschließlich Wartungsservice drei Jahre mit einer zweimaligen Option, dies jeweils um ein Jahr zu verlängern. Die Stadt bezahlt eine höhere sechsstellige Summe und hat eine Förderung des Landes beantragt.
    Oberbürgermeister Ulf Kämpfer ist sich sicher, dass die Luftfilter eine wichtige Verbesserung bringen werden: „Die Stadtluftreiniger stehen vorübergehend am Straßenrand, bis der Grenzwert auch ohne diesen technischen Behelf eingehalten wird. Das ist besser als alle Fahrverbote, die zu Staus und Ausweichverkehren in anderen, stärker bewohnten Straßen und insgesamt zu mehr Luftbelastung führen würden.“
    „Wir freuen uns sehr, einen aktiven Beitrag zur Luftreinhaltung und Abwendung von Fahrverboten in unserer Landeshauptstadt zu leis­ten“, so Robert Krüger, Geschäftsführer der Purevento GmbH. „Der Gewinn der ersten europäischen Ausschreibung dieser Art zeigt, dass durchdachte und effiziente technische Lösungen weltweit die Probleme urbaner Luftqualität in Metropolen beheben können.“

    Luftreinhalteplan des Landes sieht Luftfilter vor
    Die gemessenen Stickstoffdioxidwerte in der Luft am Theodor-Heuss-Ring zwischen Barkauer Kreuz und Waldwiesenkreisel lagen in früheren Jahren teils deutlich über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg / m³). 2019 betrug der Jahresmittelwert noch 49 Mikrogramm. In den ersten vier Monaten dieses Jahres gab es einen Durchschnittswert von 38,3 Mikrogramm Stickstoffdioxid.
    Damit der Grenzwert am Theodor-Heuss-Ring im Jahr 2020 und später dauerhaft eingehalten wird, hat das Land Schleswig-Holstein in diesem Jahr einen Luftreinhalteplan für diesen Straßenabschnitt der B 76 in Kraft gesetzt. Der Plan hält unter anderem fest, dass sich in diesem Jahr die nach Ostern begonnenen sechsmonatigen Bauarbeiten mindernd auf die Luftschadstoffwerte auswirken werden.
    Darüber hinaus rückt der Luftreinhalteplan technische Einrichtungen in den Vordergrund, die in diesem begrenzten Straßenabschnitt Stickoxide aus der Luft herausfiltern können. Vorab-Studien haben ergeben, dass solche Filteranlagen ein deutliches Minderungs-
    potenzial für Stickoxide haben können. Zudem sind die Filteranlagen ein milderes Mittel als Fahrbeschränkungen, da sie keine zusätzlichen Ausweichverkehre verursachen.
    Sollte die Maßnahme aber nicht greifen, sieht der Luftreinhalteplan gestaffelte Maßnahmen bis hin zum streckenbezogenen Fahrverbot vor.
    Aktuell ist der Verkehr auf diesem Straßenabschnitt in Fahrtrichtung Eckernförde durch eine große Baustelle eingeschränkt.
    Noch bis Oktober wird der Beton einer Hochstraße und einer Unterführung saniert. Die Luftmessstation des Landes steht zwischen diesen beiden Bauwerken am Straßenrand. Der Verkehr kann dort derzeit nur eine der beiden Fahrspuren nutzen.

    Geh- und Radweg erhält einen neuen Belag
    Zudem verlegt die Stadt jetzt auf Geh- und Radweg neue Beläge, die Titandioxid enthalten. Der fotokatalytisch wirksame Asphalt auf der Straße enthält bereits diesen Stoff. Unter Einwirkung von Sonnenstrahlen aktiviert das Titandioxid in der Oberfläche Sauerstoff in der Umgebungsluft. Wenn die Abgase auf die Oberfläche treffen, beginnt die chemische Reaktion zwischen Stickoxid und dem aktivierten Sauerstoff. Durch diese Reaktion werden Stickoxide gebunden und es entsteht Nitrat als Feststoff. Bei Regen wird das Nitrat ausgewaschen.

    Foto: ©Frahm