In der vertrauten Wohnung bleiben

Im Eingang der Musterwohnung, von links: Jonas Dageförde, Arne Leisner, Christine Rohrmann und Markus Reutershan Foto: KielRegion

Modellprojekt „Smart Cities“ soll digitales und sicheres Wohnen im Alter ermöglichen

Ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden, das wünschen sich alle, so auch die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. Doch abnehmende (Sinnes)Kräfte und gesundheitliche Herausforderungen erschweren dies oft.

Gleichzeitig stoßen Unterstützungsangebote an ihre Grenzen. So schwindet die Selbstbestimmung über das Leben oft mit dem Alter dahin. Das Projekt „Smartes und altersgerechtes Wohnen im Quartier“ soll hier Abhilfe schaffen und erprobt neue Wege, um älteren Menschen ein sicheres und selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld zu ermöglichen.

„Das Ziel bei diesem Projekt ist, dass Menschen in ihrem sozialen Umfeld wohnen bleiben können“, sagt Simon Radtke bei Eröffnung der Ausstellung „Smartes und altersgerechtes Wohnen“. Er erklärt, „dass es ein Sicherheitsnetz schafft, sodass Menschen nicht in die Pflege umziehen müssen“. Wichtig ist, dass die Menschen gut versorgt sind. Doch nicht nur die älteren Menschen ziehen Vorteile aus dem Projekt, auch die Angehörigen, denn diese können leichter erreicht und so auch entlastet werden.

Im Fokus stehen digitale Assistenzsysteme, die Alltag und Sicherheit verbessern. Dazu dienen etwa Sturzsensoren mit Notrufsystem, Kommunikationslösungen oder intelligente Automationen wie Tür- und Lichtsteuerung. „Die Sensoren erfassen, was passiert, und geben die Informationen an eine App weiter – für die Angehörigen“, erklärt Simon Radtke. Wer sich für die verschiedenen Assistenzsysteme interessiert und über einen Einbau nachdenkt, kann mit Kosten von etwa 2.000 bis 4.000 Euro rechnen, je nach Ausstattung. Denn mehr Komfort kostet auch mehr. Einige Systeme, wie etwa der Klingelverstärker, haben eine Pflegenummer und werden von der Krankenkasse übernommen.

Musterwohnung und digitale Ausstellung

Drei Wohnungen der Kieler Wohnungsgesellschaft im Quartier Martha­straße wurden entsprechend ausgestattet. Als sozialer Ankerpunkt sowie als Ausstellungs- und Schulungsort dient der neue Quartiersbegegnungsraum „Marthas Treff“. Unter Anwesenheit aller Projektpartner wurden die Musterwohnung sowie die digitale Ausstellung in der Martha­straße eröffnet.

„Unser Ziel ist es, Menschen mit Unterstützungsbedarf ein möglichst selbstständiges Leben in ihrer vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie soziale Fürsorge und technologische Innovation Hand in Hand gehen können, um neuen Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen“, sagt Arne Leisner, Leiter des Amtes für Soziale Dienste der Stadt Kiel vor Ort.

Für die Projektleiter geht es um lebensvereinfachende Dinge. Darum, gegenseitig auf sich aufzupassen, was gerade bei den vielen Einpersonenhaushalten in Kiel wichtig ist. Um zu erfahren, wo genau der wirkliche Bedarf entsteht, wurde vorab ein Umfragebogen entworfen, um da zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird.

Jonas Dageförde, Chief Digital Officer der Landeshauptstadt Kiel und Projektleitung von SmarterLeben, erzählt: „Digitale Technologien eröffnen neue Möglichkeiten, um den Alltag sicherer und komfortabler zu gestalten – gerade für ältere Menschen. Mit dem Projekt leisten wir einen entscheidenden Beitrag, um digitale Assistenzsysteme alltagstauglich zu erproben und nachhaltig in der Quartiersentwicklung zu verankern.“

Lösungen für Herausforderungen der alternden Gesellschaft

Auch wenn Interesse bereits besteht und auch wächst – digitale Assistenzsysteme sind in privaten Haushalten bislang wenig verbreitet. Gleichzeitig bleibt die Auswahl oft unübersichtlich. Kommunen und Pflegeeinrichtungen fehlt es an Ressourcen für Tests und Beratung. Das soll sich mit dem Projekt ändern.

Wer sich über das neue System informieren möchte, hat zwei Möglichkeiten: Das „Handbuch smartes und altersgerechtes Wohnen“ bietet viel Lesestoff und Informationen. In diesem wurden Erkenntnisse aus dem Praxiseinsatz aufbereitet, um weiteren Akteuren den Einstieg in die Nutzung solcher Technologien zu erleichtern. Interessierte können zudem auch bei „Marthas Treff“ in der Marthastraße 17 vorbeischauen, wo ab 7. Juli wöchentlich montags von 11 bis 12.30 Uhr in Kooperation mit der Anlaufstelle Nachbarschaft Mitte digitale Sprechstunden für Fragen rund um Smartphone und Tablet sowie Infotermine zu dem Thema „digitale Assistenzsysteme“ anstehen. LK