Kann Fahrverbot so vermieden werden?

Die Landeshauptstadt Kiel setzt alles daran, um Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zu vermeiden. Dazu ist auch vorgesehen, am Theodor-Heuss-Ring eine Absauganlage zu installieren.

Bundesweit gibt es derzeit nur drei Anbieter, die Absauganlagen anbieten. KIEL LOKAL hat die Firma air2public im badischen Ortenberg besucht.

Absaugung im Mittelstreifen
Dieses System wird nicht wie die bisher getestete Containerlösung am Straßenrand aufgestellt, sondern hat eine 100 Meter lange Absaugeinrichtung im Mittelstreifen. „Eine Computersimulation durch ein unabhängiges Ingenieurbüro hat ermittelt, dass sich die Stickoxide im Mittelstreifen konzentrieren“, erzählt Geschäftsführer Christoph
Kronhagel. „Genau dort wird auf Auspuffhöhe die belastete Luft abgesaugt. Wir holen 2.400 Mikrogramm NO2 aus der Luft. Zum Vergleich: Eine Station am Straßenrand schafft nur 180 Mikrogramm, weil dort die Luft bereits verwirbelt ist.“ Nach seinen Worten werde eine Schadstoffreduktion von 18 Prozent an der Messstation erreicht. „Ein Angebot liegt seit Wochen im schleswig-holsteinischen Umweltministerium, wird aber nicht freigegeben“, beklagt Kronhagel.

Keine Filterwechsel notwendig
„Die Technologien der Mitbewerber haben einen kostenintensivem Verbrauch an Filterkassetten, die nach Gebrauch verbrannt werden“, so Kronhagel. „Wir halten das nicht für ökologisch. In unserem Katalysator wird NO2 in NO3 umgewandelt. Das Nitrat wird mit Wasser rausgewaschen. Entsprechend haben wir keine Verbrauchsmaterialien.“

Finanzierung durch Werbung
Die Absauganlage hat einen Wert von 2,5 Millionen Euro. „Den größten Teil der Kosten für Erstellung, Betrieb und Wartung übernehmen wir“, betont der air2public-Geschäftsführer. Für die Stadt Kiel soll die Absauganlage weitestgehend kostenneutral sein. Zur Gegenfinanzierung benötigt er das Werberecht für zehn Jahre an der viel befahrenen Straße. Oberhalb der Absauganlage ist eine Medienfassade geplant, auf der neben Werbung auch Beiträge aus Kunst, Kultur und Wissenschaft gezeigt werden sollen.

Erster Prototyp vorgestellt
Bei unserem Werksbesuch bekamen wir einen ersten Prototyp zu sehen. „Dieser smartAIR2 könnte natürlich auch an den Straßenrand gestellt werden“, bemerkt Christoph Kronhagel. „Wir halten das für widersinnig, weil damit Radweg und Bürgersteig blockiert würden. Zudem sind wir überzeugt, dass unser smartAIR mit dem Mittelkanal wesentlich effizienter in der NO2-Reduktion ist.“ CF

Foto: air2public