Orkantief und Brandserie

Feuerwehr Russee
Der Angriffstrupp erhält vom Gruppenführer den Einsatzbefehl, bevor er in das vernebelte Gebäude zur Menschenrettung und Brandbekämpfung vorgeht. Realitätsnahe Einsatzübungen sind enorm wichtig, um das richtige Vorgehen sowie die Absprachen untereinander zu trainieren.

Klimaereignisse forderten die 69 ehrenamtlichen Mitglieder in der Freiwilligen Feuerwehr (FF) Russee im vergangenen Jahr 2022.

Bei ihrer Jahresversammlung berichtete Wehrführer Arne Beeck von veränderten Rahmenbedingungen, neuem Material und zahlreichen Einsätzen.
Flexibilität ist für Feuerwehrleute nicht nur im Einsatzgeschehen das A und O. Inzwischen gilt dies auch für die Personalplanung. „Wir haben durch Wohnortwechsel eine hohe Fluktuation, gerade bei den jüngeren Kameradinnen und Kameraden. Sie finden hier in der Umgebung keine bezahlbaren Mietwohnungen oder Eigentum und schauen sich dann im Umland um.
Hier würden wir uns Unterstützung durch die Stadt Kiel wünschen“, sagte Wehrführer Arne Beeck während der Versammlung. Auch die Lehrgangsteilnahme ist inzwischen nicht mehr so einfach planbar.

Freiwillige Feuerwehr Russee
Jonna Harbs, Lasse Zierfuß und Malou Causeur kommen aus der Jugendfeuerwehr Russee und sind nun Teil der Einsatzabteilung.

Trotz dieser Widrigkeiten hält der Zustrom von Interessierten an. Besonders freute sich der Wehrführer, die drei Jugendfeuerwehrmitglieder Jonna Harbs, Malou Causeur und Lasse Zierfuß während der Versammlung in den sogenannten aktiven Dienst, die Einsatzabteilung der FF, übernehmen zu können.

Vermehrt Alarmierungen durch Wetterereignisse
Die FF Russee war im vergangenen Jahr 127-mal im Einsatz. Im Einsatzgebiet, das sechs Stadtteile und rund 60.000 Menschen umfasst, und im gesamten Stadtgebiet unterstützen die Männer und Frauen die Berufsfeuerwehr, sind aber an manchen Tagen auch allein gefordert. Über 40 Einsätze entfielen auf zwei Wetterereignisse: die Sturmnacht am 29. Januar und der Orkan Zeynep am 18. und 19. Februar 2022. „Während des Orkantiefs waren wir insgesamt 24 Stunden unterwegs und haben Bäume und Äste gesägt, Straßen wieder befahrbar gemacht und Häuser geschützt. Das hatten wir so noch nicht“, schilderte Gruppenführer Niklas Wendt in seinem Bericht. Insgesamt gab es deutlich weniger Brandeinsätze im abgelaufenen Jahr, darunter fielen beispielsweise angebrannte Essen und Feuer in Gartenlauben. „In Erinnerung blieb uns aber vor allem die Brandserie in Hassee und ein Dachstuhlbrand in Hammer“, sagte Wendt.

Neue Fahrzeuge und Kleidung
„Mit unserem neuen Schlauchwagen steht uns jetzt wieder ein zuverlässiges Fahrzeug für die Wasserversorgung über längere Wegstrecken zur Verfügung“, freute sich Arne Beeck während der Versammlung. Das Fahrzeug löste den inzwischen wartungsintensiv gewordenen 30 Jahre alten Vorgänger ab. Im Lauf dieses Jahres erhalten alle freiwilligen Wehren in Kiel ein neues Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) 10. In Russee ersetzt es damit das fast 20 Jahre alte HLF 20/16. „Neu ist in diesem Jahr erstmals die für die Berufsfeuerwehr und die Freiwilligen einheitliche Einsatzschutzkleidung“, sagte Stadtwehrführer Hans-Bernhard Hassenstein in seinem Grußwort.

Freiwillige Feuerwehr Russee
Heinz Carsten Thoms, Horst Jahns und Detlef Willbrandt (ganz rechts) haben den aktiven Dienst auf eigenen Wunsch verlassen und sind nun Russeer Ehrenmit­glieder. Heiko Heinrich (2. v.r.) war 24 Jahre lang Gerätewart und gab sein Amt ab. Fotos: Christin Beeck

Dienst an der Gemeinschaft
Ihre jeweils langjährige, sehr aktive Feuerwehrarbeit haben Horst Jahns, Heinz Carsten Thoms und Detlef Willbrandt mit dem Übertritt in die Ehrenabteilung beendet. Sie waren alle im Vorstand aktiv und haben die Wehr als Gruppenführer und Ausbilder, Kassenwart oder Schriftwart maßgeblich mitgestaltet. Nach 25 Jahren als Gerätewart der Russeer hat Heiko Heinrich sein Amt nun an Frederic Schißler abgegeben. Für 20 Jahre Feuerwehrdienst wurden Björn Beeck, stellvertretender Wehrführer der FF Russee geehrt. Raymer Siercks und Lennart Küssner sind zehn Jahre dabei.
Die Gäste aus der Lokal- und Stadtpolitik gaben in Grußworten ihrer Wertschätzung für die knapp 12.000 Stunden geleistete ehrenamtliche Arbeit Ausdruck. Denn neben den Aufgaben Retten, Löschen, Bergen und Schützen ist die Feuerwehr Russee im Stadtteil aktiv. „Familientag, Laternelaufen, Feuerwehrball – ihr tut so viel. Ohne euch wäre der Stadtteil viel ärmer“, stellte der scheidende Ortsbeiratsvorsitzende Winfried Jöhnk fest. Christin Beeck