Schleswig-Holstein, fahr fair

Lange schon wundert sich Wolf-Dieter Gehse, wenn er auf NDR 1 die Behauptung „Schleswig-Holstein fährt fair“ hört und dann durch seinen Wohnort geht. „Gehört Molfsee nicht zu Schleswig-Holstein?“, fragt er sich.

Fährt das Bundesland wirklich fair, dann gehört nach seiner Erfahrung Molfsee nicht dazu: „Jeden Tag kommt es hier zu gefährlichen Situationen“, berichtet er.

Wir stehen an der Hamburger Chaussee, gegenüber der Einmündung Kolberg. Auf der L 318 fließt viel Verkehr aus und in Richtung Kiel. „Frühmorgens ist es hier fast unmöglich, die Straßenseite zu wechseln“, weiß Gehse. „Das müssen aber viele: Schulkinder, auch Erstklässler, zur Bushaltestelle, und wer hier aus der Siedlung kommt, rüber zum Radweg Richtung Kiel.“ Da werde es schon manches Mal brenzlig.

Gefährlicher sei es aber eigentlich, wenn die Verkehrsdichte wieder geringer ist, dann verlören manche jede Fairness. „Unglaublich, mit was für einem Tempo einige hier in den Ort reinrauschen! Oder wie schnell die nach einem Blitzstart von der Ampel weg sind“, schüttelt Gehse den Kopf. Er hat einmal nachgemessen und die Entfernungen ins Verhältnis zur zulässigen Geschwindigkeit gesetzt. Viele FahrerInnen hätten bloß noch den Ortsausgang im Blick und gäben richtig Gas.

„Wir brauchen weitere verkehrs-hemmende Maßnahmen!“, wünscht
sich Gehse. „Das betrifft auch die Bereiche im Ortskern, wie z.B. im Stuthagen und in der Schulstraße.“ Bisher seien die von ihm und weiteren Anliegern an die Verwaltung gerichteten Nachfragen aber stets negativ beantwortet worden. Auch die nur wenige Schritte entfernte Polizei kontrolliere nur sporadisch. „Mehr gegenseitige Rücksichtnahme ist natürlich auch ein Anfang“, sagt der Molfseer, „schauen Sie mal, das sieht man leider wirklich selten.“ Er zeigt auf einen Pkw, der vor der Fußgänger-Querung angehalten hat, um eine Frau mit Kinderwagen über die Straße zu lassen.

Dem NDR scheint es laut einer Antwort übrigens zu genügen, wenn Autofahrer ihr Verhalten nach lokalen Blitzern richten. Oder ist deren Radio-Präsenz doch ein indirekter Appell an verantwortungsbewusstes Fahren? Hier an der Straße ist natürlich nicht zu sehen, wie ohne „Blitzer-Infos“ gefahren würde.

(Text & Foto: ©Sellhoff)