Selbstsicherheit praktisch einüben

Der Heimweg durch den dämmrigen Park, die grölende Gruppe im Bus – wer im Alter schon ein bisschen wackelig unterwegs ist, empfindet viele Situationen als bedrohlich. Auch in der eigenen Wohnung gibt es Unsicherheit, wenn jemand Unbekanntes an der Tür um Hilfe bittet oder eine angebliche Freundin der Enkeltochter anruft.

Wie man in diesen und ähnlichen Momenten selbstsicher und klug reagiert, hat jetzt eine Gruppe von 17 SeniorInnen in der Kieler Wahlestraße gelernt. Organisiert von der Senioren- und Quartiersarbeit der Diakonie Altholstein im Rahmen des Seniorenpasses der Stadt Kiel gab es einen sechsteiligen Selbstsicherheitskurs speziell für Ältere. Selbstverteidigungstrainerin Jessica Dahlenburg bot eine Mischung aus praktischen Übungen und theoretischem Wissen. Auch Sven Petersen, Leiter der Präventionsdienststelle der Polizeidirektion Kiel, informierte an einem Nachmittag über wirksame Vorsichtsmaßnahmen gegenüber Haustürgeschäften, Einbruch und Enkeltrick.

Die Erziehung zu Höflichkeit und die Sorge, unangenehm aufzufallen stehen vielen älteren Menschen im Weg, wenn sie bedrängt oder belästigt werden. „Sagen Sie laut: ‚Das will ich nicht!‘ – Nicht Sie sind diejenigen, die etwas falsch machen!“, ermutigte Jessica Dahlenburg die Teilnehmer. Gerüstet mit einfachen Tipps, wie man sich auch mit wenig Kraft aus unerwünschten Griffen befreit, oder wo der sicherste Platz im Bus ist, fühlten sich die Teilnehmer am Ende des Kurses sicherer.

Der Bedarf ist groß – viele der Teilnehmer waren schon in Situationen, in denen sie Opfer von Kriminalität wurden oder sich unsicher fühlten. „Wie bei mir!“, ruft eine ältere Dame, als Polizist Sven Petersen von betrügerischen Telefonanrufen berichtet. „Da war angeblich meine Cousine Gerda am Apparat – aber ich kenne gar keine Gerda und habe gleich aufgelegt.“ Genau richtig reagiert, bestätigt Petersen. Die Täter suchten im Telefonbuch gezielt nach Namen, die typisch für die Rentnergeneration seien. Da gilt: Sicherheit vor Höflichkeit.

Rechtzeitig erkennen, wann es gefährlich werden kann und Konflikten souverän begegnen, ist das halbe Erfolgsrezept. Die andere Hälfte ist die Hilfe von anderen. „Eine gute Nachbarschaft schafft Sicherheit“, betonte Petersen, „Passen Sie gegenseitig auf sich auf!“
Die Senioren- und Quartiersarbeit der Diakonie Altholstein will den Kurs gerne auch in Betreuten Wohnanlagen im Kieler Süden oder in Molfssee anbieten. Interessierte können sich bei Marion Janser unter 0431/ 66876614 oder marion.janser@diakonie-altholstein.de melden.

(Foto: ©Diakonie Altholstein)