Ukraine-Nothilfe mit 43 Bussen

Mit 43 Kleinbussen fuhren die Stiftung Drachensee und zwei befreundete Organisationen am 18. März nach Polen, um ukrainische Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörige nach Norddeutschland zu holen.

Diese Zielgruppe ist vom Krieg besonders schwer getroffen. Bilder und Berichte zu ihrer Lage sind dramatisch und zeigen, dass die Menschen auf Nothilfe angewiesen sind. Viele können nicht eigenständig oder nur unter allergrößten Strapazen fliehen. Eine tagelange Flucht im Rollstuhl ist unvorstellbar beschwerlich.

Zweieinhalb Tage waren die rund 90 freiwilligen Helfer*innen unterwegs und fuhren verschiedene Orte in Polen an, um Geflüchtete aufzunehmen: u. a.  Chelm, Zamosc, Warschau, Posen und Breslau. Auf der Hinfahrt wurden 7,5 t Hilfsgüter mitgenommen und dem DRK in Lublin übergeben. Im Vorfeld gab es Kontakt zu Ukrainischen ehrenamtlichen Helfer*innen, die teilweise unter Lebensgefahr Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen über die Grenze nach Polen begleiteten. Vor Ort allerdings stellte sich die Situation ganz anders dar als geplant.

So warteten mehrere Busse an der ukrainischen Grenze auf einen Zug, der nicht kam. Oder Menschen mit Behinderungen gelang es nicht, die letzten Kilometer bis nach Polen zu überwinden. Einige Geflüchtete wollten lieber in der Nähe der Grenze bleiben oder nach Berlin reisen, aber auf keinen Fall nach Kiel.

„Dass uns Schwierigkeiten begegnen, damit haben wir gerechnet“, so Drachensee-Vorstand Jan Wulf-Schnabel. „Dass wir allerdings im Viertelstundentakt unsere Pläne ändern mussten, war nicht absehbar.“

Die Fahrer*innen der Kleinbusse stimmten untereinander ab, wer wohin unterwegs war und koordinierten, in welchem Bus noch Plätze frei waren. Sobald sie geflüchtete Personen aufgenommen hatten, informierten sie ein Organisationsteam in Kiel, das eine passende Unterkunft suchte.

Das Fazit: 86 Freiwillige haben 170  Menschen mit und ohne Behinderungen sicher nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gebracht. Alle haben für die ersten Tage ein Dach über dem Kopf und sind mit dem Notwendigsten versorgt.

Für die ehrenamtliche Helfer*innen fand Jan Wulf-Schnabel nur lobende Worte: „Das war eine absolute Ausnahmesituation und ich bin überwältigt von dem, was hier geleistet wurde. Alle Freiwilligen sind an ihre persönlichen Grenzen gegangen, um Menschen zu helfen. Dieser furchtbare Krieg stellt uns vor Herausforderungen, die wir uns nicht haben vorstellen können. Aber wir haben 170 Menschen in Sicherheit gebracht. Das ist, was für mich zählt.“

Die gesamte Hilfsaktion ist spendenfinanziert. Benötigt wird Geld, um gezielt die richtigen Hilfsgüter einzukaufen, für den teuren Kraftstoff für die Beförderungsbusse, für die Versorgung von Menschen mit Behinderungen vor Ort mit Verpflegung, Hygieneartikeln, Telefon-SIM-Karten. Alle Helfer*innen engagieren sich in ihrer Freizeit. 100 Prozent der Spenden gehen in die Nothilfe.

Spenden können direkt an die Stiftung Drachensee, IBAN DE76 2105 0170 0090 0338 04 mit dem Verwendungszweck „Ukraine-Hilfe für Menschen mit Behinderungen“ überwiesen werden. Für eine Spendenquittung sollte im Verwendungszweck die eigene Anschrift vermerkt sein. Spenden sind einkommensteuerlich begünstigt.

Wer mit Wohnraum weiterhelfen kann, sollte sich am besten direkt an die Landeshauptstadt Kiel wenden unter Wohnungsvermittlung@kiel.de mit dem Betreff „Ukraine“.