Von Straßenräubern und Baulöwen

Vor fünf Jahren ist Peter Wenners in Pension gegangen.
Zu diesem Zeitpunkt hat der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums Altenholz damit angefangen, Bücher zu schreiben, jedes Jahr ein neues.

Meine Leidenschaft für Geschichte ist wiedererweckt worden“, sagt er und spielt damit auf seine sprachhistorische Doktor­arbeit von 1985 an: „Die Probsteier Familiennamen vom 14. bis 19. Jahrhundert“.
„Das 19. Jahrhundert ist mein Stecken­pferd“, betont Wenners und nennt seine Bücher „populärhistorisch“. Geschichtliche Fakten allgemeinverständlich und gut portioniert verpackt. 65 Kapitel hat sein fünftes Buch „Handel und Wandel“, 15 davon sind beim vorherigen übriggeblieben. „Bei mir entwickelt sich ein Buch aus dem vorherigen“, so Wenners. „Jedes Kapitel hat eingangs einen literarischen Text.“
Das neue Buch „Handel und Wandel“ stellt die Wirtschaftsgeschichte des Landes Schleswig-Holstein dar. Von den Rentierjägern in der Altsteinzeit über Wikinger und Hanse im Mittelalter bis zum Kaiserreich. Beleuchtet werden Landwirtschaft, Handwerk, Industrie und Fischerei, ebenso dunkle Seiten wie Prostitution, Straßenräuber und Seeräuber.
Welches sind die Lieblingsartikel des Autors? „Das Kapitel über Henker finde ich richtig gut. Auch das über Sklaven und Leibeigene ist spannend. Oder Walfänger oder Künstler als Fürstendiener oder auch Auswanderer in die neue Welt. Eigentlich finde ich fast alle Artikel spannend“, führt Peter Wenners aus. „Es hat viel Spaß gemacht, das Buch zu schreiben.“
Rund drei Stunden sitzt er täglich am Schreibtisch oder in den Archiven. „Recherche ist ein ganz umfangreicher Teil der Arbeit“, sagt er. „Ich wusste schon viel über Schleswig-Holstein, doch so lerne ich eine Menge hinzu. Das Schreiben selbst fällt mir nicht schwer.“
Die Fotos hat der Autor selbst gemacht. Ganz viele davon im Freilichtmuseum Molfsee oder an anderen prägnanten Orten in ganz Schleswig-Holstein oder auch in Hamburg. Eine Handvoll stammt aus Hassee, wie zum Beispiel der Meilenstein an der Hamburger Chaussee und die Steinreliefs der Räuberhauptleute Kruse und Rott am Krusenrotter Weg.
Im Kapitel über Fotografie hat er alte Bilder aus seinem Familienalbum veröffentlicht. Vier weitere Archivfotos zieren das Kapitel über die Baumeister der Gründerzeit, nicht zuletzt, da sein eigener Großvater einer der größten Bauunternehmer in Kiel war. Im Laufe dieser Schaffenszeit hatte er 1919 das Kalksandsteinwerk an der Rendsburger Landstraße 129–135 übernommen.
Dort wurden jährlich fünf bis zehn Millionen Steine produziert.
Auf die Frage, warum er denn nicht in dessen Fußstapfen getreten ist, antwortet Dr. Peter Wenners mit einem Schmunzeln: „Ich bin das ‚schwarze Schaf‘ der Familie. Einer, der Klavier spielt und literarische Interessen hat.“
Sein Buch „Handel und Wandel“
hat 290 Seiten. Es ist im Boyens-Verlag erschienen und kostet 19,95 Euro.

Text: Frahm; Foto: ©Frahm