Werden die „Besetzer“ geduldet?

Die Hofteichstraße ist eine ruhige Wohnstraße im Eisenbahnerviertel, nahe der Neuen Hamburger Straße. Schmucke Siedlungshäuser stehen hier, doch einige der Anwohner sind besorgt.

Seit Freitag, den 16. Juli, hat sich die Wagengruppe Schlagloch angesiedelt, die ehemaligen Besetzer des Möbel-Kraft-Geländes. „Ein Unimog hat die Anhänger dort alle runtergebracht“, sagt eine aufmerksame Nachbarin. „Ich habe gleich beim Bürgertelefon der Stadt Kiel angerufen, doch da war Freitagnachmittag keiner mehr zu sprechen. Und bei der Polizei hieß es nur: Wir werden mal gucken.“
Gibt es besondere Vorkommnisse? „Nein, die jungen Leute sind ganz friedlich“, bemerkt die rüstige Dame, die seit 50 Jahren hier wohnt, und ergänzt: „Sie randalieren nicht und machen keinen Lärm. Doch sie sollen sich hier nicht ansiedeln. Das ist kein schöner Anblick.“ Besorgt sind die Anwohner auch, da es am Wendehammer kein Wasser und Abwasser gibt. „Und wo bleiben sie mit ihrem Müll?“
KIEL LOKAL ging der Sache auf den Grund und suchte das direkte Gespräch mit der Wagengruppe Schlagloch. Nach anfänglichem Zögern wurde der Redakteur in einen wohnlich eingerichteten Bauwagen eingeladen. Dunkel war es dort. Zum einen wegen der dunklen Holzvertäfelung und Einrichtung, zum anderen, weil nur eine einzige Glühbirne in der Ecke leuchtete. Larissa hat diesen Wagen über das Internet gefunden. Seit zwei Jahren lebt sie in dieser Wohnform. Die junge Frau mag das mobile, minimalistische Leben, bei dem der Strom von der eigenen Solaranlage kommt. Und sie schätzt es sehr, in der Gruppe zu leben. „Das ist auch eine politische Aussage, sich nicht dem Wohnungsmarkt zu beugen. Was es an Wohnungen gibt, ist teuer. Wir brauchen mehr alternativen Wohnraum“, betont sie.
Den derzeitigen Stellplatz in der Hofteichstraße findet Larissa suboptimal. „Wir werden uns hier nicht einrichten. Wir bleiben so lange, bis uns die Stadt Kiel eine langfristige Lösung für einen Wagenplatz anbietet.“ Wie lange das dauern mag, kann sie nicht beurteilen. Derzeit macht die Stadt eine Flächenanalyse. „Uns liegt es am Herzen, dass eine dauerhafte Lösung gefunden wird“, ergänzt Jana, „dass wir hier nicht halbgar parken müssen.“ Jana lebt im Bulli. Sie ist bereits seit acht Jahren im Sommer mobil unterwegs.
Was sagen die beiden zu den Befürchtungen der Anwohner? „Wir haben am ersten Tag einen Rundbrief geschrieben. Das ist, was wir den Anwohnern zu sagen haben“, fasst sich Jana kurz. Larissa gibt sich diplomatischer: „Wenn die Anwohner Sorgen haben, können sie gern kommen und uns ansprechen. Wir hatten schon einige richtig gute Gespräche.“
Wenn sie die Toilette benutzen wollen, fahren sie zur Alten Meierei. „Und natürlich kümmern wir uns um unseren Müll“, verspricht Larissa. „Wir würden nicht so wohnen, wenn wir kein Interesse an Natur und einem schönen Wohnumfeld hätten.“
Ob allerdings das Gelände in der Hofteichstraße so geeignet ist, scheint fraglich. Das zugewachsene Grundstück ist nicht so idyllisch, wie es auf den ersten Blick aussieht. Der Boden gilt als belastet. Genau hier wurde über Jahre hinweg das Grundwasser gereinigt. „Das Amt prüft heute noch alle vier Wochen das Grundwasser“, so eine Anwohnerin.
Direkt neben den Wagen befinden sich Entlüftungsrohre. „Wer weiß, ob da Gase rauskommen“, fragt ein weiterer besorgter Nachbar, der sich nicht vorstellen mag, was passieren könnte, wenn dort Lagerfeuer angezündet werden.
Wie geht es weiter? Am 8. Juli findet am Wendehammer ein Straßenfest statt. Möglicherweise nutzen beide Seiten den Anlass, um aufeinander zuzugehen.

(Text: Frahm)

Foto: © Frahm