„Wir haben die Kolonialzeit mitbekommen“

Ganze 60 Jahre lang sind Käthe-Lotte und Reinhard Stege verheiratet. Die ersten sieben Jahre haben sie in Papua Neuguinea verbracht, dem früheren Kaiser-Wilhelms-Land in Australien.

„Heute wird die Kolonialzeit sehr kritisch betrachtet. Wir haben sie im australischen Mandatsgebiet selbst mitbekommen. Da herrschte noch die Kultur des Kannibalismus“, erinnert sich Reinhard Stege. Der 84-Jährige war in seiner Jugend in Papua Neuguinea für die Mission tätig. Als Drucker bildete er Einheimische zu Fachkräften im Druckbereich aus, um christliche Literatur und Schulmaterial in der Umgangssprache für die Dorfschulen zu drucken. So sollte dem Analphabetismus entgegengewirkt werden.
Seine Verlobte kam ein Jahr später nach. Direkt nach ihrer Ankunft in Madang fand am 30. Juni 1962 die Trauung statt. Später wurden die beiden ältesten Kinder in der Klinik der Mission geboren. „Die medizinische Arbeit der Mission wird auch von den Papuas sehr geschätzt“, weiß Reinhard Stege, der in Kiel über 30 Jahre lang in der technischen Leitung der Tageszeitung für die Papierversorgung und Abrechnung zuständig war.


Zu ihrer diamantenen Hochzeit überbringt Jürgen Meereis als stellvertretender Ortsbeiratsvorsitzende im Namen der Stadt Kiel und des Landes Schleswig-Holstein Urkunden sowie einen Blumenstrauß. „Ich finde es faszinierend, wenn Menschen so lange füreinander einstehen und da sind“, bekennt Meereis. „Das ist fast so lang wie mein ganzes Leben. Ich war zwei Jahre alt, als sie geheiratet haben.“
„Wir feiern heute nicht nur 60 Jahre Hochzeit, sondern auch 50 Jahre Einzug in dieses Haus“, erwähnt der Jubilar. Das Einfamilienhaus im Eisenbahnerviertel hat das Paar zum großen Teil in Eigenleistung, mit Hilfe der ganzen Familie und vieler Freunde errichtet.
„Wir haben immer alles gemeinsam gemacht“, erzählt Käthe-Lotte Stege, die ihren Ehemann seit dessen zweiten Schlaganfall aufopfernd pflegt. Der Glaube gibt ihr dabei Kraft. „Liebe ist das Brot, das sich vermehrt, wenn man es verschenkt“, zitiert sie mit einem Lächeln und ergänzt: „Wir sind froh und Gott dankbar, dass wir uns noch haben dürfen.“
CF