„Wir setzen auf die Jugend“

Einmal in der Woche trainieren die Damen auf dem Platz des ETSV im Eisenbahnerviertel, hier mit Athletiktrainer Asmus Nehlsen. Fotos: Manuel Puderbach

Holstein Women haben Trainingsplatz und Heimspielstätte rund um den Fernsehturm

KIEL LOKAL besucht das Training der Holstein Women auf der Sportanlage beim ETSV (Eintracht Kiel) in der Flintbeker Straße und ist zu Gast beim Heimspiel auf der Waldwiese.

Der Coach Bernd Begunk und die Fußballerinnen berichten über ihren beliebten Sport.

Pionier bei der KSV
Bernd Begunk war selbst einst als Torwart aktiv und von 2005 bis 2009 Jugendtrainer. „Alles fing als Projekt an“, berichtet der Trainer des Regionalligateams. Die erste Mannschaft spielte ohne große Anlaufzeit „attraktiven und erfolgreichen“ Fußball. Durch die Regularien des DFB musste die Damenabteilung eine erste, eine zweite und zwei U-Mannschaften stellen.
Finale um deutsche Meisterschaft
Für Begunk war das Highlight die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft. Damals sah der Modus vor, dass man sich über den Gewinn der norddeutschen Meisterschaft für die Endrunde in Frankfurt qualifiziert – und genau das gelang den Holstein Women vor 15 Jahren. „Das war ein großer Erfolg für uns“, blickt Begunk auf diese Teilnahme zurück.

„Sprungbrett“ für die Jugend
Der Übungsleiter vertraut und baut auf die Jugend. „Wir setzen ganz klar auf die Jugend“, verrät er. Der Verein möchte selbst ausbilden, um jungen, talentierten Spielerinnen ein „Sprungbrett“ zu bieten.
„In dieser Saison hätten wir gerne weiter oben mitgespielt“, sagt er. Aufgrund von vielen Verletzungen und Pech bei einigen Schiedsrichterentscheidungen sollte es nicht sein. „Alina Steiner hat sich beispielsweise in einem Zweikampf gegen den HSV verletzt und ist danach leider lange ausgefallen“, hadert Begunk. Aktuell rangieren die Holstein Women auf einem gesicherten Mittelfeldplatz und möchten diesen behalten.
Die Trainer und viele Spielerinnen engagieren sich stark für ihre Sportart. „Wir leben das vor“, bekräftigt der Coach, „und auch unsere Spielerinnen sind immer mit vollem Einsatz dabei.“ Aktuell wird noch ein Trainer für die U23 gesucht.

Der Aufwand lohnt sich
Die 19-jährige Alia Redant, die ihre zweite Saison bei Holstein Kiel spielt, war zwischendurch in Aurich aktiv. Früher spielte sie bereits in der U17 bei der KSV. Dreimal in der Woche fahren sie und Leonie Kurt (aus Flensburg) mit dem PKW von Süderbrarup nach Kiel. „Wir fahren ungefähr eine Stunde. Manchmal ist es schon hart und mental sehr anstrengend“, verrät die Allrounderin. Aber der Aufwand lohnt sich. „Es bringt mir sehr viel Spaß mit der Mannschaft. Hier kann ich mich weiterent-
wickeln“, erklärt sie. „Es ist egal, wie alt man ist. Ich fühle mich hier einfach wohl“, sagt sie lächelnd.
Das anstehende Pokalfinale will Alia Redant unbedingt gewinnen. „Wir sollten mit Kampfgeist reingehen und die Gegnerinnen nicht unterschätzen“, mahnt sie.

Ehrgeizige Ziele der Torjägerin
Die 28-jährige Sandra Krohn pendelt ebenfalls dreimal die Woche zum Training und am Wochenende zum Pflichtspiel. Die Torjägerin steckt sich gerne hohe Ziele. Aktuell liegt ihre Ausbeute bei 14 Toren. An der Spitze liegen allerdings 21 erzielte Tore. „Das wird schwer, aber es ist mein Ziel“, sagt die ehrgeizige Goalgetterin. Vom Teamgeist ist sie ebenfalls begeistert. „Auch wenn es brenzlig wird, halten wir immer zusammen“, zeigt sie sich angetan. Einen „krassen Teamgeist“ bescheinigt sie ihrer Mannschaft. „Wir wollen den Pokal holen und in der Liga bleiben“, sagt sie vor der beginnenden Trainingseinheit mit Athletiktrainer Asmus Nehlsen.

Pendelt von Hamburg nach Kiel
Seit sechs Jahren spielt Johanna Labuj für Holstein Kiel. Nach dem Studium ist sie von Kiel nach Hamburg gezogen und arbeitet dort bei der Polizei. Seit vier Jahren fährt sie so oft wie möglich zum Training und zu den Spielen. Fußball spielt sie, seitdem sie zehn Jahre alt ist. In Glückstadt an der Elbe ist ihr Heimatverein. Ihr Papa war ebenfalls Außenverteidiger.
Wie der Papa so die Tochter
Sarah Begunk fing bereits im Alter von drei Jahren bei Eidertal Molfsee an zu kicken. „Zu der Zeit hat mein Vater ebenfalls da gespielt.“ Da war es naheliegend, dort zu trainieren. In der Kindheit spielte sie mit Jungs zusammen. Bei Holstein Kiel wurden die Holstein Fohlen für Mädchen eröffnet, die U-Mannschaften für die Holstein Women. Nach der U17 ging es zum HSV und nach Oldesloe. Bis in die zweite Liga hat sie es geschafft. Der Sprung in die erste Liga blieb ihr verwehrt.

Alles wieder genauso machen
Trotz aller Anstrengungen würde sie immer wieder diesen Weg gehen. „Jungen Mädchen kann ich nur empfehlen, auch mit Jungs zu kicken. Körperlich ist es anders. Vor allem die Schnelligkeit kann man dadurch deutlich verbessern“, gibt sie wertvolle Tipps. Aktuell ist sie bei der Bundeswehr und macht ein Fernstudium, damit sie in Kiel bleiben kann.
Eine Anekdote mit ihrem Vater als Trainer gibt sie zum Abschluss preis: „In der U17 hatte ich knallbunte Schuhe. Mein Vater ist da old­school. Da die Leistung mäßig blieb, konnte er es sich nicht verkneifen, mich darauf hinzuweisen, dass ich meine Schuhe und mein Trikot nicht nur zum Lüften anhabe“, lacht sie.
„Mannschaftssport finde ich sehr hilfreich, auch für das spätere Leben“, animiert sie Kinder, einem Sportverein beizutreten. MP