Wunsch nach mehr Trubel in der Bude

Das Team vom Jugendtreff erhofft sich nach dem Einbruch der Besucherzahlen im letzten Jahr jetzt wieder Zuwachs. Ein großes Angebot ist weiterhin gegeben und Eintritt nach dem Kohortenprinzip leistet dabei Hilfe.

Ein Jugendtreff lebt im Normalfall von der Niederschwelligkeit und dem offenen Angebot für Kinder und Jugendliche. Einfach vorbeischauen und hineinkommen. „Am breit gefächerten Angebot teilnehmen oder einfach nur mal sein, ohne irgendwas wahrnehmen zu müssen“, wie Kim Burmeister (33) vom „Kieler Juwel“ in Wellsee verrät. Momentan ist dies allerdings nur bedingt möglich. Im Jugendtreff arbeiten jeweils drei gut ausgebildete Frauen und Männer.

Angebote im Außenbereich
Tobias Seidel, Leiter des Jugendtreffs und parallel Student der sozialen Arbeit, verrät, dass sich die Situation „deutlich verändert“ hat. Waren es vor über einem Jahr noch Besucherzahlen von täglich bis zu 25 Kindern / Jugendlichen, sind es nun nun acht. Beim Rundgang präsentiert er die Räumlichkeiten und den einladenden, großen Außenbereich. Der Jugendtreff befindet sich in der Nähe weiterer Möglichkeiten im Outdoor-Bereich. Dazu zählen Skateboard-Rampe, Fußball- und Basketballplatz.

Entlastung für Familien
Die Belastung von Familien ist „enorm gestiegen“, man „hockt“ viel aufeinander und findet keine Konstanten mehr, die Kitas, Schulen und Sportvereine als Einrichtungen vor der Pandemie übernommen haben. Um weiteren Kindern und Jugendlichen die Aktivitäten des Treffs näherzubringen, ist es in der gegenwärtigen Situation nur möglich, wenn sich eine Kohorte zusammenfindet. Das Personal des Jugendtreffs hilft dabei, diese kleine Hürde zu nehmen. Es warten weiterhin viele Angebote wie die kostenlose Hausaufgabenhilfe, Basteln, Inlinern, Fußball, Basketball, Skaten, Kino, Geocaching, Kickern, Gesellschaftsspiele und Tischtennis, das im Moment den größten Zuspruch findet.

Zuwachs durch Kohortenprinzip
Um weiteren jungen Menschen das Angebot ebenfalls anzubieten, können weitere Kohorten gebildet werden. Im Optimalfall sollten sich bis zu acht junge Menschen zusammenfinden. Diese Regelung soll ein mögliches Infektionsgeschehen begrenzen und Nachvollziehbarkeit schaffen.
„Die meisten Kinder und Jugendlichen nutzen die neue Luca-App und können sich damit über einen QR-Code vor dem Betreten des Treffs mit ihrem Smartphone einloggen“, erklärt Tobias. Der Jugendtreff geht mit der Zeit und bietet über ein Ticketsystem auch das heißbegehrte WLAN (mit Jugendschutzfunktion) an. Im Normalfall wird damit ein einstündiges Surfen im Netz erlaubt. Nach pädagogischem Ermessen kann die Zeit um eine weitere Stunde verlängert werden.

Ein Raum zur Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung
„Wir bieten hier einen weiteren Raum für Selbstbildung, Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung und die Gestaltung der eigenen Lebensläufe an“, führt der Leiter des „Kieler Juwel“ weiter aus. Aufgrund der Hygienebestimmungen wird vieles im Vorweg geplant, wie zum Beispiel feste Sitzplätze. „Wir möchten Corona möglichst nicht zum Dauerthema machen. Für Fragen rund um das Thema stehen wir dennoch selbstverständlich jederzeit zur Verfügung“, sagt Tobias.
Hilfe, um Ängste abzubauen
Bei gutem Wetter kann auf dem Sportplatz des SC Fortuna Wellsee mit einigen Mädchen eine Tanz-Choreografie einstudiert werden. Kim Burmeister, die sich selbst als „Pipi Langstrumpf“ bezeichnet, leitet diese Aktion. Sie ist ausgebildete sozialpädagogische Assistentin und Heilerziehungspflegerin. Seit Anfang April ist sie neu im Team. „Ich war vorher im Bereich der frühkindlichen Entwicklung tätig und freue mich nun auf diese neuen Herausforderungen. Ich möchte helfen, Ängste abzubauen“, erklärt sie voller Vorfreude mit großen Augen. Es „bricht einem schon das Herz“, wenn man den einen oder anderen jungen Menschen wegen der aktuellen Situation wieder nach Hause schicken muss. Der Wunsch nach „viel mehr Trubel in der Bude“ ist bei Kim genauso groß wie bei allen anderen sozialpädagogischen Fachkräften. „Es ist wichtig, mit den Kindern und Jugendlichen einen Perspektivwechsel zu wagen, um Verständnis füreinander zu entwickeln“, erklärt sie und möchte junge Menschen „inspirieren, an sich und ihre Talente zu glauben und sie zu verwirklichen“. Dabei sieht sie sich stellvertretend wie viele andere Menschen im sozialen Bereich als „Entwicklungsbegleiterin“.
Das „Kieler Juwel“ ist ein weiträumiger Treff im Innen- und Außenbereich, der für junge Menschen viel zu bieten hat. Besucht doch einfach mal die Webseite www.kieler-juwel.de und sprecht Tobias, Kim und die anderen Kolleg*innen direkt an. Ein kurzes Vieraugengespräch durch das Fenster sei immer möglich und über WhatsApp ist das junge Team ebenfalls erreichbar.
Geöffnet ist montags und freitags von 15–21 Uhr sowie dienstags und mittwochs von 15–20 Uhr. Für Acht- bis Zwölfjährige ist um 19 Uhr Schluss.

Text: Puderbach; Foto: ©Puderbach