Betreuung der Flüchtlinge vor Ort

Flüchtlingshilfe Kronshagen
Das Flüchtlingsbetreuungsteam der AWO der Gemeinde Kronshagen: Judith Iwanowski, Kerrin Nissen, Isam Warasnah und Mohamad Kano

Hauptamtliche Arbeit wird vom AWO-Flüchtlingsbetreuungsteam geleistet

Kronshagen nimmt seit 2014 Flüchtlinge und Asylbewerber aus überwiegend Eritrea, Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und Jemen und seit 2022 aus der Ukraine auf.

Bis zu 300 Menschen gleichzeitig müssen eine Unterkunft und Betreuung finden – eine Herkulesaufgabe mit vielen Herausforderungen.
Für die soziale Betreuung von Asylsuchenden und Geflüchteten ist die Gemeinde Kronshagen schon 2014 mit dem AWO Landesverband Schleswig-Holstein
(Unternehmensbereich AWO Interkulturell) eine Kooperation eingegangen, um die Betreuung von Anfang an auf professionelle und erfahrene Beine zu stellen. Die Kooperation hat sich bewährt und so wurde der Vertrag bis Ende 2025 verlängert.
Das Team der „Flüchtlingsbetreuung Kronshagen“ setzt sich aus pädagogischen Fachkräften sowie Sprach- und Kulturmittlern und -mittlerinnen zusammen und wird laufend an die aktuellen Erfordernisse (Zahl der zugewiesenen Geflüchteten, Herkunftsländer und Erstsprachen der Geflüchteten etc.) angepasst. Alle Mitarbeitenden sind beim AWO Landesverband angestellt.

Flüchtlingsbetreuungsteam der AWO
Das derzeitige Flüchtlingsbetreuungsteam Kronshagen besteht aus vier Sozialbetreuern und -betreuerinnen mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen: Judith Iwanowski (seit November 2018, Englisch), Isam Warasnah (seit April 2021, Arabisch), Kerrin
Nissen (seit Dezember 2022, Englisch), Flüchtlingsbetreuerin mit Schwerpunkt der Koordination der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe und Arbeitsmarktintegration sowie Mohamad Kano (seit Februar 2023, Arabisch).
Die Fünfte im Team ist Tatjana Hansen (seit Januar 2023, Russisch), die sich besonders um die Sprach- und Kulturmittlung von Ukrainerinnen kümmert.

Flüchtlingshilfe Kronshagen
Flüchtlingsbetreuerin und Ehrenamtskoordinatorin Kerrin Nissen mit Ehrenamtlerin Kerstin Sendel beim Sortieren von Spenden für Grundausstattungspakete für Flüchtlinge

Aufgaben der Flüchtlingsbetreuung
Alle vier Mitglieder haben die gleichen Aufgaben, nur die Schwerpunkte der Ehrenamtskoordination sowie der Arbeitsmarktintegration werden insbesondere von Kerrin Nissen bearbeitet. Die Aufgaben der Flüchtlingsbetreuung umfassen folgende Bereiche:

  • Aufnahme neuer Zuweisungen: z. B. Vorbereiten der Zimmer, Begleitung neu ankommender Geflüchteter in die Unterkünfte und Wohnraumübergabe, Vermittlung erster Kenntnisse vom Leben in Deutschland
  • Betreuung der Gemeinschaftsunterkünfte durch regelmäßige Besuche: z. B. Beraten und Helfen beim Lösen von familiären und nachbarschaftlichen Konflikten in der Unterkunft und im Wohnumfeld, Organisation von Hausversammlungen, Fördern und Stabilisieren des Sozialverhaltens und der gegenseitigen Rücksichtnahme
  • Integrationsbegleitung, d. h. die individuelle Betreuung der in den Unterkünften Wohnenden; Ansprechpartner und -partnerin in allen Fragen und Wünschen der Flüchtlinge; die integrationsorientierte Begleitung von Personen mit eigenem Wohnraum in jeglichen Belangen von Unterstützung im Asylverfahren oder Stellen von Anträgen über die Beratung der individuellen finanziellen Situation bis hin zur Hilfestellung z. B. rund um Schwangerschaft und Geburt
  • Besondere Schwerpunkte in der Betreuungsarbeit sind dabei die Vermittlung der Geflüchteten in eigenen Wohnraum, die Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Sprachkursen und bei der beruflichen Orientierung durch Hilfe bei dem Schreiben von Bewerbungen für Praktika, Ausbildung, (Teilzeit-) Beschäftigung) und das Ausloten von Möglichkeiten.
  • Zusammenarbeit / Gremienarbeit wie z. B. enge Kooperation mit der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe, der Ausländerbehörde, weiteren Diensten, Ämtern, Sprachkursträgern etc. und Vorstellung der Flüchtlingsarbeit im Sozialausschuss der Gemeinde.

Das Team der Flüchtlingsbetreuung der AWO arbeitet in allen Bereichen eng mit der Gemeinde Kronshagen zusammen.

Flüchtlingsbetreuerin Kerrin Nissen
Ein besonderer Schwerpunkt der Flüchtlingsbetreuung liegt in der Koordinierung der ehrenamtlichen Angebote für Flüchtlinge in der Gemeinde Kronshagen und die Betreuung der Ehrenamtlichen durch Unterstützung und Hilfestellung. Diese Aufgabe hat im Team im Dezember 2022 Kerrin Nissen übernommen.
„Ich bin zum einen als Mitarbeiterin in der Flüchtlingsbetreuung eingesetzt mit allen damit zusammenhängenden Aufgaben und ich bin darüber hinaus dafür zuständig, die in Kronshagen im Ehrenamt Tätigen zu betreuen und zu koordinieren. In Kronshagen gibt es ein erstaunlich großes Potential an Hilfsmöglichkeiten von Ehrenamtlichen, die von Sprachkursen über Begegnungsmöglichkeiten wie das Café Klatsch, Patenschaften, Tourenangebote durch Kronshagen zum Kennenlernen der Möglichkeiten, Infoangeboten bis hin zur Beschaffung von Sachspenden zur Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte und von eigenem Wohnraum reichen. Ich sehe mich als Mittlerin zwischen Geflüchteten und Ehrenamt, damit die Hilfe, das Angebot oder die Sachspende schnell und unkompliziert genau Demjenigen oder Derjenigen zur Verfügung gestellt wird, der/die es gerade am dringendsten braucht. Darüber hinaus helfe ich gerne mit allen vorhandenen Mitteln, um ehrenamtliche Projekte wieder aufleben zu lassen oder an den Start zu bringen“, erläutert Kerrin Nissen ihre Aufgabe.

Wir sind bei der Betreuung von Flüchtlingen auf ehrenamtlich Tätige angewiesen, da es einerseits zu wenige offizielle Deutschkurse gibt und andererseits die Ehrenamtlichen neben der Beschaffung von Sachmitteln durch Unterstützung, Begleitung und einfach Kontakt und ‚Zeit haben‘ eine wichtige Rolle spielen. Durch Hilfe und das Gefühl, angenommen zu sein, verbessert sich das Wohlbefinden und damit das Ankommen in Deutschland. Hauptamtlichen steht so viel Zeit nicht zur Verfügung.“

Nicht nur die Traumatisierung der Geflüchteten vor oder während der Flucht oder durch schlechte Nachrichten aus dem Heimatland ist eine schwere Bürde für Flüchtlinge, auch das tägliche Leben in einer Flüchtlingsunterkunft ohne Privatsphäre ist eine ständige Herausforderung. Die normalen Vorurteile, Ressentiments und Probleme, die in jeder Gruppe vorhanden sind und das enge Zusammenleben mit fremden Menschen sind belastend. Aber auch, immer die gleichen vier Wände zu sehen und am Tag nicht viel zu tun zu haben, kann zur Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit führen. Deshalb sind Angebote von außen so wichtig.

Ehrenamtliche Angebote in Kronshagen
Ehrenamtliche sorgen mit ihren Angeboten für eine Normalisierung des Lebens der Flüchtlinge durch Beschäftigung, soziale Kontakte und vermitteln Fröhlichkeit und Öffnung nach außen. Mit Begegnungsstätten wie dem Café Klatsch, Spielenachmittagen, Singen, Walkingtouren, Besuch der Bücherei, Fahrten an den Strand u.v.a. wird mit kleinen Highlights die Eintönigkeit des Lebens in der Flüchtlingsunterkunft unterbrochen.

Patenschaften besonders effektiv
Besonders Patenschaften, bei denen sich Einheimische um einzelne Flüchtlinge oder Familien kümmern, haben sich bewährt. Egal ob man miteinander kocht, Sport treibt, einen Film zusammen anschaut, ins Museum geht, ans Meer fährt oder wandert: Immer ist es für die Geflüchteten eine in ihrer Situation so besonders wichtige Zuwendung, ein Angenommensein, ein Eintauchen in unsere Kultur. Darüber hinaus lernen sie in dieser Zeit automatisch viele deutsche Wörter und sprechen schneller gut Deutsch als nicht durch Paten und Sprachkurse Geförderte.
Kultur- und Sprachvermittlung sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration. Und aus so manchen Patenschaften sind schon Freundschaften erwachsen. Längst leistet man sich gegenseitige Hilfe: Eine Win-Win-Situation für uns alle.

Weitere Paten und Patinnen gesucht
Deshalb bittet Kerrin Nissen die Leser und Leserinnen des Kronshagen Magazins um Hilfe. Sie sucht Personen, die Lust und Zeit haben, sich um einen einzelnen Geflüchteten zu kümmern, zu reden, vielleicht Ausflüge zu machen oder gemeinsam zu kochen, eventuell Sport zu treiben. Mindestens einmal in der Woche sollte man Zeit haben, sich zu treffen. Was in der Zeit stattfindet, kann ganz individuell je nach Vorlieben und Zeitmöglichkeit zwischen den Beteiligten abgesprochen werden.
Viele Geflüchtete haben das Flüchtlingsbetreuungsteam angesprochen, weil sie sich Kontakt zu Deutschen wünschen, das Leben in Deutschland jenseits der Flüchtlingsunterkunft kennen lernen und ihre Sprachkenntnisse ausbauen wollen.
Die Bandbreite der Menschen mit ihren Wünschen und individuellen Bedürfnissen ist groß, so dass bestimmt jeder jemanden finden könnte, der passt. Es wäre wünschenswert, wenn sich auch Jüngere zwischen 20 und 30 Jahren melden würden, um zu helfen, weil viele Flüchtlinge in dieser Altersklasse sind. Aber Voraussetzung ist das nicht.
Natürlich kann man eine Patenschaft auch ohne Verpflichtung ausprobieren. Für Unternehmungen können nach Rücksprache auch aus dem Flüchtlingsspendentopf der AWO Zuschüsse gezahlt werden und auch andere Projekt bezogene Finanzierungen sind möglich. Kerrin Nissen freut sich über Anfragen. Sie beantwortet gern telefonisch oder per Mail Fragen. Auch ein persönliches Treffen ist möglich.

Spenden für Grundausstattungs­pakete gesucht

Jeder Flüchtling erhält bei seiner Aufnahme in eine Kronshagener Flüchtlingsunterkunft oder auch beim Bezug einer eigenen Wohnung ein Startpaket. Dieses besteht aus Bettwäsche, Handtüchern, Waschlappen oder -tüchern, Geschirrtüchern, und ggf. Kochtopf, Pfanne, Geschirr und Besteck.

Wer Obengenanntes spenden möchte, wende sich bitte an Kerrin Nissen, um eine Übergabe zu vereinbaren.
Kerrin Nissen, Betreuung von Geflüchteten in Kronshagen, Koordination Ehrenamt –
AWO Interkulturell, Telefon 0431 / 5866274,
Mail: kerrin.nissen@awo-sh.de

Text und Fotos: Silke Umlauff