MVK-Erweiterung wird aufgeschoben

Lageplan: Klärschlammverbrennung

Der Ortsbeirat Hassee / Vieburg lud am 17. Januar 2023 zur turnusmäßigen Sitzung, diesmal zu Gast im Infozentrum der Müllverbrennung Kiel (MVK) am Theodor-Heuss-Ring.

Hauptthema ist der Ausbau der Klärschlammverbrennung, zu dem MVK-Geschäftsführer Dr.-Ing. Frank Ehlers berichtet.
Hintergrund der geplanten Maßnahmen ist die gesetzliche Vorgabe durch die Abfallklärschlammverordnung, die besagt: Ab 2029 darf Klärschlamm nicht mehr als Dünger in der Landwirtschaft verwendet werden. Denn es sind gefährliche Rückstände enthalten, die nicht in Boden und Grundwasser gelangen dürfen, wie Medikamente, z. B. Antibiotika, Mikroplastik, Schwermetalle. Außerdem ist gesetzlich festgelegt, dass der Phosphor zukünftig aus dem Klärschlamm zurückgewonnen werden muss.
Kiel produziert jedes Jahr 7.500 Tonnen Klärschlamm (Trockensubstanz), der von Bülk zur MVK geschafft, aufbereitet und dann verbrannt werden soll. Durch die Kläranlage Bülk sollen etwa 25 % der Kapazität ausgeschöpft werden, den restlichen Klärschlamm liefern zahlreiche kleinere Anlagen aus der Großregion.
Die Anlage könnte weitere 4.000 Kieler Haushalte mit Fernwärme versorgen. 20 % der Kieler Fernwärme kommt jetzt schon aus der MVK. Gut die Hälfte dieser erzeugten Energie ist als regenerativ anerkannt, was an der Zusammensetzung der Abfälle liegt. Zudem gilt die MVK als eine der energieeffizientesten Anlagen in Deutschland. Die MVK ist damit Bestandteil des „Masterplans 100 % Klimaschutz“. Der nach der Verbrennung übrig bleibenden Asche kann der Phosphoranteil entzogen werden. Phosphor ist ein wichtiger und wertvoller Rohstoff, der nicht beliebig zur Verfügung steht. Er wird vor allem zur Herstellung von Düngemitteln eingesetzt. Aktuell wird Phosphor weltweit zum Beispiel dadurch verschwendet, dass er als Klärschlamm auf Felder ausgebracht wird. Bis heute wird Phosphor in erster Linie aus China und Marokko importiert. Die Recycling­rate muss deutlich erhöht werden. Dazu soll die MVK beitragen.
Nicht nur Phosphor, auch Wasser wird gespart. Dem angelieferten Klärschlamm wird weiter Wasser entzogen, so kann die Anlage jährlich 35.000 Kubikmeter Frischwasser einsparen.
Ein weiterer Pluspunkt bei diesem Leuchtturmprojekt: Die Anlage soll auf der Emissionsseite an jeder Stelle mindestens 50 % unter den Grenzwerten bleiben.
Die Anlieferung des Klärschlamms per Güterzug wurde vorgeschlagen und verneint – obwohl die Bahnstrecke unmittelbar an der MVK vorbeiführt. Stattdessen ist von Elektro- oder Wasserstoff-LKWs die Rede. Ausschlaggebend für den Transport werden jedoch die Forderungen der ausschreibenden Kommunen sein.
Und was kann man von dem ganzen Umbau später sehen? Nicht viel. Ein paar kleinere Gebäudeteile und als markantestes Merkmal einen dritten Kaminzug.
Seit einigen Jahren gibt es die Planungen für die Klärschlammverbrennung in der MVK. Diese sollten ursprünglich Anfang letzten Jahres auf die Zielgerade gehen. Die Errichtungsgenehmigung liegt vor, Partnerschaften sind geschlossen, Baubeginn war für 2023 angepeilt, Inbetriebnahme 2025, doch durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurden alle Planungen über den Haufen geworfen.
In der Folge aller weltwirtschaftlicher Turbulenzen haben sich die Anlagenkosten mehr als verdoppelt, die Zinsen schossen in die Höhe, daher ist die Erweiterung der MVK nicht mehr wirtschaftlich.
Auf verschiedenen Ebenen bemüht sich die MVK um öffentliche Fördermittel für das innovative Projekt – einige Entscheidungen sind noch im laufenden Jahr zu erwarten. Und so wurde nun das ganze Projekt auf „ruhend“ gestellt.
Die MVK wird die Entwicklung in den nächsten zwei Jahren genau im Auge behalten. Die MVK hat sich vorbereitet, auch kurzfristig mit einer erneuten Ausschreibung reagieren zu können. „Das ist erklärter Wille der MVK und ihrer Gesellschafter, der Landeshauptstadt Kiel und Remondis“, erläutert MVK-Geschäftsführer Frank Ehlers. Bis es so weit sein wird, rollen weiterhin 65 Tonnen Klärschlamm pro Tag per LKW auf der Autobahn nach Köln oder Halle, wo sie in Kohlekraftwerken wenig nachhaltig verheizt werden.
Zugeparkte Wohnstraßen
Unter „Einwohner regen an“ wird erneut das Thema „Autos, da wo sie nicht stehen sollen“ behandelt. Wer durch die Wohnquartiere spazieren geht, fragt sich oft: „Wie soll denn hier die Feuerwehr durchkommen?“ Die Autos werden bis in die Kreuzungen hineingeparkt. Oder wenn Parkplätze zwischen den Bäumen liegen, wird vor den Bäumen die Straße blockiert. Überall sehen wir dasselbe Problem. Diesmal ist es die Danewerkstraße samt angrenzenden Wohnstraßen.
Nun wird die Straßenverkehrsbehörde gebeten, durch geeignete Maßnahmen für eine Sensibilisierung der Falschparker zu sorgen, was bis zum kostenpflichtigen Abschleppen führen kann, wenn es für Rettungsfahrzeuge zu eng wird.

Parkende Autos auf dem Radweg
Im Zusammenhang mit Falschparken wurde auch die Hamburger Chaussee zwischen Diesterwegstraße und Waldwiesenkreuzung wieder einmal ins Gespräch gebracht. Der relativ breite Radweg verleitet zunehmend dazu, dass die parkenden Autos Zentimeter um Zentimeter vom Radweg gleich einer Salamitaktik dem ruhenden Verkehr zuschlagen. Die Radwegabfahrt zur Danewerkstraße wird gleich komplett zugeparkt. Der kommunale Ordnungsdienst wurde hier bisher noch nicht gesichtet.
Das Tiefbauamt hat bereits Überlegungen angestellt, den ruhenden Verkehr auf die Straße zu verlagern. Der Ortsbeirat möchte nun wissen, was angrenzende Firmen wie der ASB von dieser Maßnahme halten.

Radweg Hamburger Chaussee
Die Spuren im Schnee machen deutlich, was vom Radweg bleibt, wenn hier geparkt wird. Foto: Charsten Frahm

Abbiegen mit „Fahrradblase“?
In einer früheren Sitzung wurden die ungünstigen Linksabbiegemöglichkeiten für Radfahrer von der Rendsburger Landstraße u. a. in die Hasseer Straße und den Seekoppelweg bemängelt. Der Ortsbeirat schlägt nun vor, dass das Tiefbauamt die Anlage von vorgelagerten Aufstellbereichen vor den Auto-Abbiegespuren – sogenannte „Fahrradblasen“ – prüft.

Kommunalwahl am 14. Mai
Das Ehrenamt ist eine ehrenvolle Sache, Stütze der sozialen Gemeinschaft. Zur Kommunalwahl am 14. Mai steht Interessierten die Möglichkeit offen, sich als Wahlhelfer bzw. -helferin zu bewerben. Dabei zu sein, wenn Demokratie gelebt wird, ist das eine, die Menschen aus der Nachbarschaft einmal zu Gesicht zu bekommen das andere. 40 Euro Erfrischungsgeld gibt es zur Belohnung obendrauf. Bewerbungen bitte an den Ortsbeirat oder direkt unter www.kiel.de/wahlen.

Nächster Termin am 21. Februar
Die nächste OBR-Sitzung findet am 21. Februar um 19.30 Uhr statt. Der Ort wird unter www.kiel.de/ortsbeiraete bekannt gegeben.JM