Plätze zum Innehalten und Gedenken

1931: So sah das Dorf Hassee früher aus. Vier reetgedeckte Katen befinden sich bis heute in der Hasseer Straße. Dort steht auch der Gedenkstein, auf dem die Daten der Ersterwähnung und der Eingemeindung eingraviert sind. Archivfoto: Sammlung Dieter Sievers

Viele von uns gehen achtlos daran vorbei. Andere wissen noch nicht einmal, dass sich in Hassee und Vieburg eine Reihe von Gedenksteinen und Gedenktafeln befindet.

Um diese Stellen besser zu finden, hat der Geschichtskreis „Rund um den Russee“ einen historischen Stadtplan erstellt. Der Faltplan im DIN A3-Format ist in einer Auflage von 5.000 Stück gedruckt worden und nun an ausgewählten Stellen im Stadtteil kostenlos erhältlich. Wo genau, sehen Sie auf der Seite 17. Gefördert werden die Layout- und Druckkosten des Faltplans in Höhe von 928 Euro durch den Fonds „Gemeinsam Kiel gestalten“ der Landeshauptstadt Kiel.

Ersterwähnung vor 800 Jahren
Der Gedenkstein an der Hasseer Straße erinnert an das langjährige Bestehen des Dorfs Hassee. Eingraviert sind die erste urkundliche Erwähnung „1.6.1222 Hertesse“ und das Datum der Eingemeindung in die Stadt Kiel: „1.4.1910 Kiel-Hassee“.

Eigenständige Gemeinde
Ein weiterer Gedenkstein zur Eingemeindung steht vor dem ehemaligen Bahnhof (heute Jugendtreff), allerdings mit der Jahreszahl 1909. Am 25. Mai 1909 beschlossen die Gemeindevertreter, den Eingemeindungsvertrag der Stadt Kiel anzunehmen.

„Arbeitserziehungslager“ direkt am Russee
Bekanntester Gedenkort im Stadtteil ist das ehemaligen „Arbeitserziehungslager Nordmark“ direkt am Russee. Von 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren in diesem KZ-ähnlichen Lager rund 5.000 Menschen interniert. 578 von ihnen wurden nachweislich ermordet.
Wenige Mauerreste, eine Gedenkstele und mehrere Infotafeln weisen auf diesen Ort des Grauens hin. Jährlich zum Volkstrauertag findet hier die Gedenkfeier der Stadt Kiel statt.
Bei der Bushaltestelle „Strucksdiek“ an der Rendsburger Landstraße ist auf einem Betonpult der Grundriss des „Arbeitserziehungslagers“ nachgezeichnet.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Die Größe des „Arbeitserziehungslagers“ verdeutlicht ein weiterer Gedenkstein an der Ecke Rendsburger Landstraße / Seekoppelweg.
Eingemeißelt ist vorne: „Den Opfern des Nationalsozialismus“ und an der Seite: „An dieser Stelle stand in den Jahren 1944–1945 das NS-Arbeitserziehungslager Nordmark“. Enthüllt wurde der Stein 1971 am Tag der Deutschen Einheit.

Für die Opfer der Weltkriege
Weniger bekannt sind die beiden Ehrenmale vor dem 1914 erbauten Schulgebäude in der Diesterwegstraße. Einer trägt die Inschrift „Unseren gefallenen Helden 1914–1918“.
Auf dem zweiten Findling 50 Meter weiter rechts ist eingraviert: „Unseren gefallenen Hochschulkameraden 1939–1945“.

Hier tagte der Landtag
Vor dem Nebeneingang des 1926 errichteten Anbaus in der Fröbelstraße ist eine Gedenkplakette angebracht. „Am 8. Mai 1947 trat in diesem Hause der erste schleswig-holsteinische Landtag zusammen und beschloss am 13. Dezember 1949 die Landessatzung für Schleswig-Holstein“, ist dort zu lesen.

Meilenstein am Waldwiesenkreisel
Die 92 Kilometer lange Chaussee nach Hamburg-Altona war die erste gepflasterte Straße in ganz Schleswig-Holstein, fertiggestellt im Jahr 1832. Die Jahreszahl steht auf dem Meilenstein am Waldwiesenkreisel, ebenso die Königsinitialen FRVI. Sie gelten dem Erbauer: König Friedrich VI.

Räuberhauptleute Kruse und Rott
Am Gemeindehaus der Liebfrauenkirche am Theodor-Heuss-Ring hängen zwei Sandstein-Reliefs, die sogenannten „Räuberköpfe“. Der Legende nach hatten die Räuberhauptleute Kruse und Rott am Krusenrotter Weg eine Raubritterburg.

Entdecker und Kieler Universitätsprofessor
Die Landmarke schlechthin ist der Kieler Fernmeldeturm. Mit einer Höhe von 225 Metern ist er das höchste Gebäude in ganz Schleswig-
Holstein. Er wurde von 1973 bis 1976 erbaut. Das Foto von 1975 zeigt vorne den alten Fernmeldeturm und dahinter den neuen im Bau.
Am Fuß des Fernmeldeturms steht eine Gedenktafel. Sie würdigt Heinrich Hertz, den Entdecker der elektromagnetischen Wellen und Begründer der drahtlosen Nachrichten. Hingewiesen wird auch auf die Zeit von 1883-85, als Hertz an der Universität Kiel gelehrt hat.

Gutshaus im Vieburger Gehölz
Am alleeartig angelegten Hornheimer Weg liegt mitten im Vieburger Gehölz ein riesiger Stein. Davor ein Schild des Grünflächenamts: „Weg zur früheren Hofstelle Vieburg (ca. 1614 bis 1946).“ Das Gutshaus wurde 1946 abgerissen. Übrig gebliebene Mauerreste sucht man vergeblich. Der von 62 denkmalgeschützten Linden gesäumte ehemalige Hofplatz wird seit 45 Jahren als Festplatz für das beliebte Waldfest zur Kieler Woche genutzt.

Friedenseichen von 1871
Einige Schritte vom Festplatz entfernt hatte der frühere Hofbesitzer eine Friedenseiche gepflanzt. Davor befindet sich ein Gedenkstein mit der Aufschrift „Friede 1871“.
Eine weitere Friedenseiche steht in der Hasseer Straße / Uhlenkrog.

Großer Exerzierplatz
Zwischen Hamburger Chaussee und Vieburger Gehölz befand sich von 1871 bis 1918 der Große Exerzierplatz. Die Fläche war vom preußischen Staat für militärische Zwecke erworben worden und diente der infanteristischen Ausbildung von Marinesoldaten. Es war eine Art „Kasernenhof“ des Kieler Marinestandorts, draußen vor der Stadt, da in der Wik kein Platz war. Auf diesem Gelände wurde 1922 der „Kleingärtnerverein Großer Exerzierplatz Kiel-Hassee“ gegründet. Diese Jahreszahl ist auf dem Findling vor dem Vereinsheim des Kleingärtnervereins am Krummbogen eingraviert. CF