Wird der Kieler Süden abgehängt?

KVG Bus vor der Hamburger Chaussee
Letzte Ausfahrt Wulfsbrook. Weiter dringen die KVG-Busse derzeit nicht in die Hamburger Chaussee vor.

Diskussion im Ortsbeirat Hassee / Vieburg über die Ausdünnung der KVG-Fahrpläne

Zwei Dutzend Interessierte füllten den Gemeindesaal der Michaeliskirche. Der Ortsbeirat war auch komplett angetreten­ bis auf die AfD, die noch nie Interesse an diesem Format des Bürgerdialogs gezeigt hat und sich folglich auch diesmal
in Abwesenheit übte.

Das beherrschende Thema der 352. Ortsbeiratssitzung am
19. September war die Nahverkehrssituation. Wir blicken zurück: Im Sommer wurde der Stadtteil durch die Meldung aufgeschreckt, dass die Buslinien 12 und 13 nach der Kieler Woche den Kieler Süden nicht mehr unter der Woche bedienen würden. Bis auf wenige Ausnahmen am Wochenende sollten alle Busse dieser Linien nur noch zwischen Hauptbahnhof und Schilksee / Strande pendeln. Grund dafür war die zugespitzte Personalsituation bei der stadteigenen Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG). Dies, so war die Hoffnung, würde sich irgendwann auch wieder entspannen, dann würde zum ursprünglichen Fahrplan zurückgekehrt. Der Sommer ist vorbei, der Krankheitsstand und Fachkräftemangel aber nicht. Im Gegenteil. Die Lage wird noch schwieriger.

Provisorium als Dauerzustand
Zwischen Schulensee und Wulfsbrook verkehren heute nur noch die Busse der Autokraft auf den Linien 780 und 790 – bei einer Taktung von 20–30 Minuten, zur Hauptverkehrszeit kommt immerhin alle Viertelstunde ein Bus. Da die Busse bereits eine beträchtliche Strecke von Flintbek oder sogar Nortorf hinter sich haben, ist es um die Pünktlichkeit nicht immer gut bestellt. Ärgerlich besonders, wenn kein Verlass ist, am Bahnhof einen Anschluss zu erreichen. Fahrgäste nehmen folglich einen Bus früher, und das bei verschlechterter Taktung – doppelter Zeitverlust, doppelt ärgerlich.
Außerdem ist der Umstieg am Bahnhof lästig und beschwerlich, besonders für Ältere und Menschen mit Behinderungen. Zusätzlich wird beklagt, dass die Mehrzweck-Aufstellbereiche in den Autokraft-Bussen viel kleiner sind, sodass es für Rollstühle, Kinderwagen und Rollatoren trotz Barrierefreiheit immer wieder eng wird.
Wiebke Petersen-Bonow vom städtischen Eigenbetrieb Beteiligungen stellte sich den Fragen und hatte keinen leichten Stand. Denn leider gab es wenig, womit sie die Gemüter besänftigen konnte. Die Personalsituation ist angespannter denn je. Zwar absolvieren etwa 60 Busfahrer pro Jahr ihre Ausbildung, aber das reicht nicht, um Krankenstand und Abgänge auszugleichen. Mittlerweile fehlt es sogar an Fahrlehrern. Aktuell soll untersucht werden, an welchen Stellschrauben justiert werden kann, um z. B. die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und den Krankenstand abzusenken.
So wird daran gedacht, dem Fahrpersonal etwas Stress zu ersparen, indem der Einstieg wieder über alle Türen ermöglicht wird. Das bringt vermutlich den Kontrolleur zurück. Die Situation ist schwierig, nur wenig Besserung in Sicht. Was die Linien 12 und 13 betrifft, so ist zu befürchten, dass die wenigen durchgängigen Verbindungen am Wochenende ab Dezember auch noch wegfallen. Erst im April 2024, so hofft Petersen-Bonow, wird eine kleine Erleichterung geplant. Dann sollen die Autokraft-Busse auf einen Viertelstundentakt gebracht werden, während der Stoßzeiten soll alle 10 Minuten ein Bus fahren. Das bringt die Linien 12 und 13 nicht zurück, ist aber besser als der Status quo.

Bessere Straßenbeleuchtung
Es gibt ein Jahresprogramm Straßenbeleuchtung, das alle gemeldeten Problemstellen aufführt. Wenig erfreut zeigte sich der Ortsbeirat darüber, dass der einzige
gemeldete „Angstraum“ nicht beseitigt werden soll. An der Ecke Krusenrotter Weg / Krummbogen existiert eine große Dunkelzone.
Laubfall, Grünbewuchs und Schnee verschlechtern die Situation zusätzlich. Der Ortsbeirat setzt sich für eine Hochstufung der Priorität ein.

Müllproblem auf Eckgrundstück
Das Grundstück an der Ecke zwischen Rendsburger Landstraße, Winterbeker Weg und den Bahngleisen ist in der Vergangenheit mehrfach durch starke Vermüllung aufgefallen. Der Ortsbeirat wird dafür sorgen, dass die Eigentumsverhältnisse geklärt werden, damit eine Beräumung stattfinden kann. Gegebenenfalls soll angeregt werden, einen Zaun zu bauen.

Autoverkehr verlangsamt –
Problem nicht gelöst
Die untere Pestalozzistraße steht schon seit Jahren im Fokus, da die Rechts-vor-links-Regelung an der Einmündung der Fröbelstraße konsequent missachtet wird. Messungen ergaben im Tempo ‑30-Bereich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 58 km/h, bei Spitzenwerten über 70 km/h.
Daraufhin wurde die Fahrbahn verengt, was das Tempo immerhin auf 38 km/h reduzierte.
Die ursprüngliche Prob lematik mit der ständig missachteten Vorfahrt wurde durch die Maßnahme nicht behoben. Besondere Gefahr droht radelnden Schulkindern, die die Vorfahrtsregelung hier nicht richtig einschätzen. Der Ortsbeirat mochte sich nicht durchringen, eine geänderte Vorfahrt anzuregen. Stattdessen sollen Radfahrende nun vermehrt von der Polizei für die bestehende Vorfahrtsregelung sensibilisiert werden.
Wohin mit Festausstattung?
Die Siedlergemeinschaft Kiel-Süd mit ihren rund 240 Mitgliedern ist seit drei Generationen eine feste Größe im Kieler Süden. Mit 40 Festzelt-Garnituren, zehn Zelten und jeder Menge Party-Equipment wird so manches Nachbarschaftsfest ausgestattet. Doch wohin mit diesen Sachen? Dringend sucht der Verein eine wetterfeste Unterstellmöglichkeit. Angebote sind sehr willkommen.
Der Ortsbeirat will zudem bei der Stadtverwaltung anregen, dieses und andere ehrenamtliche Engagements zu fördern und bei der Suche behilflich zu sein.

Verkehrsemissionen messen
Ein Anwohner oberhalb der Neuen Hamburger Straße ist vom ständigen Lärm und den Schadstoffen genervt. Er möchte, dass die Emissionen gemessen werden, und fühlt sich von der Stadtverwaltung abgewimmelt. Eine Lärmschutzwand würde helfen. Der Ortsbeirat wird sich mit dem Thema befassen.
Die nächste Sitzung findet am 21. November um 19.30 Uhr im Van-der-Camer-Haus statt. JM