Bei Michaelis kommt der Strom von oben

Fotos: BENeG

Einweihung der neuen Photovoltaikanlage auf dem Gemeindehaus am 28. April

Wer eine Immobilie sein Eigen nennt, sieht sich in Zukunft zunehmend mit dem Thema Energiewende konfrontiert. Eine eigene Photovoltaikanlage kostet. Trotz sinkender Preise bleibt es doch eine Investition, die zu überlegen ist.

Die Michaelis-Kirchengemeinde im Wulfsbrook stand vor der Aufgabe, den Reichtum an Dachfläche in nachhaltige Energieersparnis umzumünzen, ohne dabei tief in die eigene Tasche greifen zu müssen. Das Geld soll schließlich vorrangig in die soziale Arbeit fließen.
Das Konzept ist einfach: Die normalerweise ungenutzte Dachfläche des Gemeindehauses wird einer Genossenschaft zur Verfügung gestellt, deren Mitglied die Kirchengemeinde auch selbst ist. Die Genossenschaft ist nicht einseitig gewinnorientiert, sondern verfolgt einen gemeinwirtschaftlichen Förderzweck. Sie errichtet und betreibt die Anlage auf dem Dach in Eigenregie.

Michaelis Photovoltaik
Von unten ist nichts zu sehen, doch auf dem Dach des Gemeindehauses Michaelis sorgt eine große Solaranlage für regenerative Energie.

Bis auf die Solar-Paneele und eine kurze Wand mit zusätzlicher Elektrik im Keller hat die Kirchengemeinde als Eigentümerin des Gebäudes wenig Berührungspunkte mit der Anlage. Auch vor Risiken muss sich niemand fürchten. Lediglich die effektiven Stromkosten sollen signifikant niedriger ausfallen.
Im Idealfall macht die Anlage reichlich Ernte nur durch Sonnenschein. Der Strom aus den 66 installierten Modulen versorgt zuerst das Gemeindehaus und die Kindertagesstätte, lädt in zweiter Priorität einen gro­ßen Puffer-Akku auf, und wenn dann noch immer die Sonne scheint, wird der überschüssige Strom ins Netz eingespeist, sprich: Er wird verkauft.
Natürlich gibt es auch Zeiten, in denen die eigene Stromproduktion den Bedarf nicht decken kann. Dann springt die Genossenschaft mit klimaneutral erzeugtem Strom ein.
Und ein weiteres Argument gibt es: Wenn die Genossenschaft Gewinn erwirtschaftet, nehmen alle Mitglieder, die einen Anteil von mindestens 250 Euro gezeichnet haben, an der Ausschüttung teil. Wer kein Dach verpachten kann und einfach nur in das Konzept investieren und vom Gewinn profitieren möchte, kann auch dies mit einem eigenen Genossenschaftsanteil tun.

Joachim Voesch betreut vonseiten der Kirchengemeinde das Photovoltaik-Projekt im Probebetrieb.
Foto: Jens Uwe Mollenhauer

Von Gemeindeseite aus zuständig für das neue Energiekonzept ist der langjährige Ehrenamtliche Joachim Voesch. Er führt die Elektrik vor. Im Keller werkeln neben dem Fernwärmetauscher der Stadtwerke ebenso lautlos ein paar Stromzähler und ein Wechselrichter der Genossenschaft. „Hier ist nicht viel Besonderes zu erkennen“, meint Voesch, und er ergänzt: „Wir überlegen, auch die Südseite des Kirchendachs mit einer PV-Anlage auszustatten. Dazu müssen noch Fragen des Denkmalschutzes des 1911 errichteten Kirchenbaus geklärt werden. Auch der Brandschutz ist ein Thema.“
Bereits im Herbst 2022 wurden die Solarmodule von einem ortsansässigen Elektrounternehmen auf dem Dach des Gemeindehauses montiert und der elektrische Anschluss an das Stromnetz durchgeführt. Seit einem Jahr läuft die Anlage nun schon reibungslos. Jetzt warten alle Beteiligten sehnsüchtig darauf zu erfahren, wie rentabel sich die Anlage über das ganze Jahr verhalten hat und wie hoch am Ende die Ernte ausfällt. Und wer weiß, vielleicht wird beim diesjährigen Erntedank auch die neue PV-Anlage erwähnt, ihr Nutzen beim Energiesparen und im Klimaschutz und beim Erhalt der Schöpfung. Verdient hat sie es.

Frühlingsfest am 28. April
Bevor der Sommer richtig durchstartet, plant die Gemeinde ein Frühlingsfest, auf dem symbolisch der Schalter umgelegt wird. Für das leibliche Wohl wird gesorgt. Die Gäs­te sind eingeladen zu Kaffee und Kuchen, dazu Obst und Gemüse, bewusst vegetarisch und in Teilen vegan. Für die Kinder wird der Parkplatz in einen Spielplatz verwandelt. Ein großes Schwungtuch, ein großes Mikado und Dosen zum Werfen liegen bereit. Außerdem gibt es einen Vortrag über das Energiekonzept „Energiesparen Umsetzen & Langfristig Einbinden“. Initiiert wird es im Rahmen der Klimaschutzstrategie der Kirchenkreise Altholstein und Rendsburg-Eckernförde. Als Referentin wird die Klimabeauftragte Dr. Julia-Maria Hermann erwartet.
Aus gleichem Anlass ist auch eine Visualisierung der PV-Anlage durch Thomas Leidreiter von der Bürger
EnergieNord eG vorgesehen. Das Frühlingsfest findet am Sonntag, dem 28. April, von 15–17 Uhr auf dem Gelände des Gemeindehauses der Michaeliskirche statt. JM