„Einen alten Baum verpflanzt man nicht“

Die 102-jährige Edith Meier wohnt seit fast 60 Jahren im Heckenrosenweg

Ein beinahe biblisches Alter hat Edith Meier aus dem Heckenrosenweg erreicht. Sie hat am Karfreitag ihren 102. Geburtstag gefeiert.

Der Hasseer Ratsvertreter Jürgen Meereis besuchte sie zum Geburtstag, um die Glückwünsche der Landeshauptstadt Kiel zu übermitteln. Mehr noch, er hatte auch noch eine weitere Urkunde des Landes Schleswig-Holstein dabei, unterschrieben vom Ministerpräsidenten Daniel Günther.
Edith Meier zeigte sich erfreut und dankbar. „Ich bin zufrieden. Noch geht es mir gut“, bemerkte sie und ergänzte: „Meine Knie sind älter als der Kopf.“ Für den Weg zum Sofa benötigt sie einen Rollator, doch wenn sie zu erzählen anfängt, dann sprudelt es aus ihr heraus. Bereitwillig gibt sie Erlebnisse aus ihrem langen Leben preis, das von so manchen Höhen und Tiefen geprägt wurde. Um ihre Jugend sei sie im „Dritten Reich“ betrogen worden, genauso wie um die eigene Bäckerei in der DDR. Die Familie floh in den Westen und baute sich in Preetz eine neue Existenz auf.
1965 erwarben sie eine Doppelhaushälfte im Heckenrosenweg und renovierten diese ein Jahr lang. Aus Unmengen von alten Mauersteinen haben sie eigenhändig einen Anbau gemauert. Im Garten wurde viel für den täglichen Bedarf angebaut.
Als ihr Ehemann Werner 1991 verstarb, bewohnte Edith Meier das Haus allein weiter. Fortan schenkte sie ihren näheren Familienmitgliedern jeweils eine Woche im Monat. In dieser Zeit führte sie dort den Haushalt und hütete die Enkel. „Für meine Kinder habe ich früher zu wenig Zeit gehabt, aber für die Enkel nehme ich mir die Zeit und genieße sie“, verkündet sie mit einem Lächeln. Zu den fünf Enkeln kommen fünf Urenkel sowie eine Ururenkelin hinzu. Heute wird ihr Heim im Heckenrosenweg erneut renoviert. Inzwischen lebt die 102-Jährige hier gemeinsam mit ihrem Sohn Ulrich und der Schwiegertochter Astrid. Edith Meier freut sich, von den beiden so liebevoll in der häuslichen Umgebung betreut zu werden. „Mir geht es gut. Hauptsache ist, dass jemand da ist für mich“, erwähnt sie und setzt ein Sprichwort hinzu: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Neben Sprichworten kann sie auch gut Gedichte rezitieren. Und sie liest viele Bücher vor – mit einer wunderbaren Betonung. Sonntags wird immer Halma und Scrabble gespielt. Danach gibt es einen Likör. „So machen wir weiter“, freut sich die 102-Jährige. CF

Die 102-Jährige wird zu Hause von ihrem Sohn und der Schwiegertochter betreut.