„Es ist ein Treffpunkt geworden“

KielLokal Flohmarktschrank
Susanne Westphal neben dem Flohmarkt-Schrank am Krummbogen 38: „Es fühlen sich alle ein bisschen verantwortlich.“ Fotos: Jakob Malzahn

Flohmarkt-Schrank von Familie Westphal / Kruse am Krummbogen 38

Der Flohmarkt-Schrank im Krummbogen 38 erfreut sich bei Anwohnern und Spaziergängern großer Beliebtheit. Susanne Westphal ist begeistert von der regen Nutzung ihres Schrankes und erzählt, wie alles anfing.

Ich kann einfach nichts wegschmeißen“, erklärt Susanne Westphal. Als sie vor vier Jahren ein gut erhaltenes Schränkchen auf dem Sperrmüll fand, war dies ein willkommener Ersatz für die „Zu verschenken“-Kartons, die die Familie regelmäßig an die Straße gestellt hat. Sie richtete das Schränkchen her und lackierte es.
Nun konnten sie und ihr Ehemann Felix Kruse nach und nach den Keller entrümpeln und Dinge loswerden, die sie nicht mehr benötigten, die aber noch gut brauchbar waren. Und tatsächlich: Die Gegenstände fanden Abnehmer. Inzwischen stehen nur noch selten Gegenstände aus dem Haushalt der Familie im Schrank. Stattdessen füllen ihn Anwohner, Spaziergänger und Gassigänger mit Büchern, Klamotten, Puzzles und Ähnlichem. „Das ist hier ein Wahnsinns-Publikumsverkehr“, schwärmt Westphal. „Es sind schon ganze Haushaltsauflösungen über den Schrank gelaufen.“

Unverzichtbar in der Nachbarschaft
Als sie den Schrank letztes Jahr in den Keller mitnahm, um ihn zu renovieren, erreichten sie viele besorgte Anfragen, ob der Schrank denn wiederkomme. „Als ich ihn wieder hingestellt habe, haben wir eine Flasche Wein bekommen, und es stand ein Blumenstrauß vor der Haustür.“ Es gibt Stammkunden, die jeden Tag vorbeikommen. Ein Gassigänger hat sich sogar eine Stirnlampe angeschafft, damit er auch im Winter jeden Morgen den Schrank durchfors­ten kann. Susanne Westphal und ihr Ehemann müssen sich nicht viel um den Schrank kümmern, da auch die anderen Nutzer den Schrank sortieren. Schrott stehe so gut wie nie darin. „Es fühlen sich alle ein bisschen verantwortlich“, weiß sie.

Hier profitieren sie alle
Auch für Familie Westphal ist hin und wieder Gutes dabei. „Eine meiner Lieblings-Jeans habe ich aus dem Schrank“, erzählt die Ärztin. Für die Kinder fand sich auf diese Weise ein richtig guter Holzroller. Durch den Schrank entstehen zudem neue Kontakte, und die Nachbarschaft vernetzt sich. „Es ist ein richtiger Treffpunkt geworden.“ Das Konzept hat sich bewährt. „Ich hoffe, er hält noch ein paar Jahre durch“, äußert sie. An Gegenständen mangelt es zumindest nicht: „Ich habe noch zwei Kisten im Schuppen.“ JA