Goldgräberstimmung beim Wohnungsbau

Der Siegerentwurf für das Bauen in Neumeimersdorf punktete nicht zuletzt mit grünem Wohnen

Kiel ist eine wachsende Stadt. Sie hat derzeit rund 250.000 Einwohner, benötigt aber im Laufe der nächsten Jahre nach Prognosen des Landes rund 25.000 neue Wohneinheiten, um den Bedarf zu decken. Wo sollen die Wohnflächen herkommen? KIEL LOKAL fragte beim Stadtplanungsamt nach.

„Kiel ist eine recht flächenarme Stadt. Wir verfügen nicht über große Flächen“, bekundet Dipl.-Geograph Daniel Sète. Mit dem Finger auf der Stadtkarte fährt er über drei grüne Ringe und verdeutlicht: „Wenn wir diese Grünflächen zubauen würden, verlieren wir Lebensqualität.“
Wo ist Bebauung sinnvoll?

Das Stadtplanungsamt hat die Aufgabe abzuwägen. Wo können Flächen für den Wohnungsbau freigegeben werden? „Wir bewerten, was möglich ist und was sinnvoll ist“, sagt Sète. Das Instrument dafür ist der Wohnbauflächenatlas, eine Karte, auf der viele verfügbare Baugrundstücke aufgezeichnet sind.

Dieser Atlas geht zurück auf den Kieler Masterplan Wohnen aus dem Jahr 2015. Darin bekundet die Landeshauptstadt die Absicht, den Wohnungsbau anzukurbeln. Zielsetzung sind 800 neue Wohneinheiten im Jahr.

Der Wohnbauflächenatlas verweist Bauinteressierte auf die richtigen Flächen. „Wir können die Stadt nicht auf Teufel komm raus mit Wohnraum verdichten“, erläutert der Mitarbeiter vom Stadplanungsamt. „Parallel dazu bemüht sich die Stadt auch um eine Aufwertung vorhandener Grünflächen, um die richtige Balance zwischen Siedlungs- und Freiraumentwicklung zu halten.“

Erste Erfolge sichtbar
Daniel Sète verweist auf erste Erfolge. Während in den Jahren 2000 bis 2014 Baugenehmigungen für jährlich etwa 300–350 Wohneinheiten verzeichnet wurden, gab es 2015 mit über 1.000 eine recht hohe Zahl. 2016 waren es über 800 und auch 2017 ähnlich viele Baugenehmigungen.

Doch entstehen derzeit nicht hauptsächlich hochpreisige Neubauten? „Wir wollen in allen Segmenten bauen, auch im sozialen Wohnungsbau“, sagt Sète. Bei städtischen Grundstücken kann eine Quote von 30 % vorgegeben werden. Ansonsten hofft er auf Sickerungseffekte: „Wenn eine teure Wohnung geschaffen wird, wird eine nicht so teure frei.“

Der Wohnbauflächenatlas 1.0 weist Potenzialflächen für 10.300 Wohneinheiten aus. Er ist auf der Homepage der Stadt Kiel einsehbar und hat positives Echo erhalten. „Viele Investoren haben sich gemeldet, und es gab auch private Anfragen. Es herrscht ein Stück weit Goldgräberstimmung“, meint Sète. „Dabei sind viele Flächen nicht unbekannt, wie etwa die Hörn oder die Krim. Aufgeführt sind auch Flächen, die einen kleineren Kosmos haben. Wir haben auch Baulücken drin.“

Aufgrund des hohen Bedarfs sollen künftig weitere Baugrundstücke identifiziert und in Form eines Wohnbauflächenatlas 2.0 veröffentlicht werden. Hierfür laufen aktuell bei der Stadt die ersten Vorbereitungen.

Grundstücke für Einfamilienhäuser
Der Bau von Einfamilienhäusern, Doppel- oder Reihenhäusern ist zukünftig vornehmlich in den Neubaugebieten in Neumeimersdorf geplant. Dort stehen 60 ha Wohnbaufläche für ca. 2.000 Wohneinheiten zur Verfügung. Vier Planungsbüros haben konkrete Vorschläge für die Gebiete ausgearbeitet. Der Siegerentwurf soll als Rahmenplanung umgesetzt werden. Im Laufe des Jahres 2018 wird mit der Erarbeitung eines ersten Bebauungsplans begonnen.

Vorgesehen ist, dass ab 2020 die ersten Bauplätze zur Verfügung stehen. „Es lohnt sich auf jeden Fall zu warten. Wir haben dort große Potenziale“, verspricht Sète. „Das ist ein Schritt, der uns die nächsten zehn Jahre begleiten wird. Da werden immer wieder neue Bauplätze auf den Markt kommen.“

(Text & Foto: ©Frahm)