Ist das ein Schildbürgerstreich?

Der erste Abschnitt der Rendsburger Landstraße zwischen Waldwiesenkreisel und Wulfs-brook ist als Einbahnstraße, Fahrradstraße und Tempo-30-
Zone ausgewiesen. Dennoch kommt es hier zwischen Rad- und Autofahrenden zu Konflikten. Gründe sind die teilweise geringe Fahrbahnbreite, zu hohe Geschwindigkeit und viel Durchgangsverkehr.

Zur Verbesserung der Situation fand im Mai 2021 ein Workshop für Betroffene statt, bei dem vier Varianten (siehe Grafik oben) vorgestellt und beraten wurden.

Abzweigung in Winterbeker Weg
Die favorisierte Lösung befindet sich derzeit in einer sechsmonatigen Erprobungsphase. Am Ende der Fahrradstraße ist für diese Zeit eine Ausfahrt des motorisierten Verkehrs ausschließlich nach rechts in den Winterbeker Weg möglich.Eine direkte Fahrt nach Rendsburg oder nach Russee ist nicht möglich. Der entsprechende Verkehr soll über die Hamburger Chaussee und den Wulfsbrook ausweichen.

Was sagen die Firmen vor Ort?
„Durch die Maßnahme ist in unserem Straßenabschnitt eine erhebliche Beruhigung eingetreten“, verkündet Immobilienmakler Detlef Schoof. „Unser Geschäft ist unabhängig von Passantenfrequenz. Die Erreichbarkeit ist geblieben und die Abfahrtsmöglichkeit hat sich nicht signifikant verschlechtert.“
Anders empfindet es Marcel Staack von der Fleischerei Damlos: „Wir sind mit dieser Verkehrsanbindung nicht zufrieden. Das behindert unseren Kundenfluss.“

Kritisierender Leserbrief
Karl-Heinz Rieger aus der Rendsburger Landstraße findet im Leserbrief deutlichere Worte: „Der seit über hundert Jahren geschaffene Verbindungsweg Richtung Russee soll zur Fahrradstraße werden. Dabei sind hier kaum Radfahrer unterwegs. Mit jeder Ampelschaltung passieren aber sechs bis acht Fahrzeuge die Kreuzung in Richtung Russee.
Die in die Fahrbahn installierten Sperren auf der Kreuzung Winterbeker Weg und Wulfsbrook werden von einigen Autofahrern einfach umfahren und damit nicht akzeptiert. Andere Autofahrer fahren in den Winterbeker Weg und wenden dort, um in die Rendsburger Landstraße zu gelangen. Insgesamt wird ohne Not Stau erzeugt. Nur um das Auto
zu verdrängen, bedient sich eine Behörde eines Schildbürgerstreichs.“

Betrieb bleibt gut erreichbar
Dazu merkt Sven Vanini an: „Die Rendsburger ist in diesem Straßenabschnitt bereits Fahrradstraße und soll nicht erst eine werden. Dies hat jetzt schon Auswirkungen auf den Vorrang des Radverkehrs gegenüber dem Autoverkehr. In der ursprünglichen Diskussion war auch die Überlegung, ob dieser Fahrradstraßenstatus aufrechterhalten werden kann. Aber wahrscheinlich wird hier ausschließlich in die andere Richtung gedacht“, gibt Vanini zu bedenken.
„Mit der aktuellen Situation sind wir direkt unverändert erreichbar. Lediglich beim abfließenden Verkehr von uns ergeben sich Einschränkungen, die zu einer deutlich stärkeren Nutzung der Waldwiesenstraße führen, wo dann aber kein Gegenverkehr kommen darf. Fahrzeuge, die Richtung Russee wollen, nutzen vor allem Helgolandstraße und Karpfenteich, ebenfalls in der Hoffnung, dass dort kein Gegenverkehr kommt. Größere Lkw oder gar Gespanne haben all diese Möglichkeiten natürlich nicht. Die jetzt erprobte Variante bleibt lediglich das kleinste Übel unter den vier vorgeschlagenen Varianten für die Gewerbetreibenden.“

Text & Foto: ©Frahm