„Keine unmittelbare Gefahr für Menschen“

Die 304. Sitzung des Ortsbeirats (OBR) Wellsee / Kronsburg / Rönne hielt am 7. September ein buntes Spektrum parat. Es ging um die Altablagerungen in Wellsee, den Zustand des Spielplatzes beim Jugendtreff und den Anbau einer Blühwiese beim Kieser.

Volker Ahrendt, Abteilungsleiter im Umweltschutzamt der Stadt Kiel, erklärte, dass die Untersuchungen des Untergrundes und des Grundwassers im Bereich Kieler Kamp und Wellseedamm bereits in den 1990er-Jahren begannen. „Man werde das Grundwasser weiter untersuchen“, so Ahrendt. Die Kronsburger Au wurde in den letzten beiden Jahren ebenfalls in das Untersuchungsprogramm mit aufgenommen und soll auch weiterhin jährlich untersucht werden. „Eine direkte Gefährdung für den Menschen ist allerdings ausgeschlossen“, versicherte er in der Grundschule Wellsee.
Seine Mitarbeiterin Wiebke Güldenzoph stellte die Ergebnisse der vom Umweltschutzamt in Auftrag gegebenen Untersuchungen in den Jahren 2020 und 2021 vor. Auf dem Gelände „Kieler Kamp“ war von Ende der 1940er- bis Anfang der 1950er-Jahre ein Kfz-Zerlege- und Schrotthandelsbetrieb ansässig, die hier Metallschrott und Autoteile abgelagert hatte. Nicht ausgeschlossen sind auch Ablagerungen entsprechender Betriebsstoffe und durch diese verunreinigte Stoffe.
Südlich der größeren Halle hatte man zu Beginn der 90er-Jahre einen lokal begrenzten Grundwasserschaden detektiert und diesen über mehrere Jahre bis 1999 mittels „pump and treat“-Verfahren saniert. Im Rahmen der aktuellen Untersuchungen wurde die Nachhaltigkeit dieser Sanierung überprüft. Dabei konnte eine kleinräumige Grundwasserbelastung festgestellt werden, die sich aber offenbar nicht ausbreitet. Zur Verifizierung der Ortsfestigkeit dieses Grundwasserschadens werden künftig jährlich Untersuchungen durchgeführt.
Boden-Luft-Untersuchungen in den beiden Hallen bescheinigten die Unbedenklichkeit der derzeitigen Nutzung. Nördlich der kleineren Halle ergaben Proben auf einer kleinen Fläche erhöhte Zinkgehalte im Oberboden, die auf die ehemalige Ablagerung von Abfällen der Sandstrahl-Arbeiten in diesem Areal zurückgeführt werden können. „Bei einer sensibleren Nutzung (z. B. Kinderspielfläche) wären diese zu entfernen, da insbesondere bei der oralen Aufnahme Übelkeit und Erbrechen auftreten können“, erklärte Frau Güldenzoph. Bei der derzeitigen Nutzung bestehe „keine unmittelbare Gefahr für den Menschen“.
Zudem kann aufgrund von Eluatuntersuchungen eine Grundwassergefährdung durch die erhöhten Zinkgehalte ausgeschlossen werden.
Anfang der 1980er-Jahre wurden in den Wulfswiesen und damit im Abstrom der Altablagerung Kieler Kamp drei Grundwassermessstellen gesetzt und seitdem mindestens einmal jährlich beprobt. „Man sieht an diesem Monitoring, dass die anfänglich erhöhten Schadparameter kontinuierlich abgenommen haben. Derzeit zeigen die Untersuchungen keine relevanten negativen Beeinflussungen des Grundwassers durch die Altablagerung an.“
Im Bereich der Altablagerung Wellseedamm wurden durch Messungen der Bodenluft u. a. die Methangehalte bestimmt, die Rück­schlüsse auf den Zersetzungsgrad der organischen Fraktion im Ablagerungskörper zulassen. Die vorhandenen Betonringe wurden gesetzt, um die Messstellen zu schützen. Im Herbst werden Wiederholungsuntersuchungen stattfinden. Der stellvertretende OBR-Vorsitzende Hans-Martin Itzke bedankte sich ausdrücklich. Er kann sich gut an seine Kindheit erinnern: „Als kleiner Junge habe ich mir schon gedacht, dass das alles nicht so rechtens war, was da passierte. Wir sind froh, dass sie uns dies hier so ausführlich gezeigt haben.“

„Schäbiger“ Spiel- & Skaterplatz
Stellvertretend für den Jugendtreff „Kieler Juwel“ skizzierten Ruben Gerstenberger und Kim Burmeister die Situation am Gelände des häufig genutzten Spiel-, Skater- und Basketballplatzes. Die Objekte rund um den Spielplatz sind mittlerweile sehr mitgenommen. Die Holzhütte sei in einem „maroden und nicht mehr nutzbaren Zustand“. Der Boden des Basketballplatzes weist Unebenheiten auf.
Die Mitarbeiter*innen des Kieler Juwel setzen sich für eine Sanierung des gesamten Platzes ein. „Wir wünschen uns eine Verbesserung der Situation vor Ort, und vielleicht besteht die Möglichkeit, einen Streetworker für diese Angelegenheit zu engagieren, um eine Nachhaltigkeit gewährleisten zu können“, verriet Kim Burmeister. Der Jugendtreff möchte weiterhin die Patenschaft übernehmen. Der OBR-Vorsitzende Marco Outzen versprach Kontakt mit dem Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen aufzunehmen, um einen Termin für eine Begehung zu vereinbaren.

Neue Blühwiese auf dem Kieser
Anna Bläse vom Grünflächenamt informierte über Blühwiesen in Kiel. Sie dienen dem Bienenschutz. Die Situation der Wild- und Honigbienen sei besorgniserregend. Die Hälfte aller Insektenarten sind vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben! Insekten sind von höchster Bedeutung. Nicht nur für die Bestäubung der Pflanzen, sondern auch für die Zersetzung organischer Abfälle, die für den Naturkreislauf unabdingbar sind.
Der Ortsbeirat hatte zehn Vorschläge für eine Blühwiese eingereicht. Anne Bläse erklärte Vor- und Nachteile der einzelnen Flächen. In Zusammenarbeit mit Kindern der Grundschule Kronsburg wurde im letzten Jahr eine Blühwiese auf dem Kieser angelegt. „Eine Blühwiese muss eine regelmäßige Mahd (das Mähen) erfahren. Dies ist zwei Mal im Jahr erforderlich. Die Fläche wird nun in ihrer Entwicklung beobachtet. Das Anbringung von Hinweisschildern soll geprüft werden.

Ampel an der Barkauer Straße
Beim letzten Tagesordnungspunkt stimmte der Ortsbeirat einstimmig dafür, die Bitte zur dauerhaften Abschaltung der Lichtsignalanlage an der B404 an die zuständige Behörde zu senden.

Text: Puderbach; Foto: ©Puderbach