Kennen Sie die Hühnersiedlung?

durch kontrolliertes Abbrennen.

Der Geschichtskreis „Rund um den Russee“ veröffentlicht dreimal im Jahr Geschichtsjournale mit Berichten aus den Stadtteilen Russee, Hassee und Hammer. Am 1. Juni 2019 erscheint Band 10.

Als kleine Leseprobe stellen wir Ihnen heute Auszüge aus dem Beitrag von Robert Bartels vor, in dem er das Doppelhaus am Speckenbeker Weg 110/112 vorstellt. Dieses reetgedeckte Haus wurde um 1880 errichtet. Es diente als Getreidelager und bot auch Wohnraum für das Personal des Gutes Hof Hammer. Im Laufe der Jahre trennte sich die Gutsverwaltung von einigen Häusern, so auch von diesem.

Freier Blick auf den Russee
Johann Elsner erwarb 1924 die eine Haushälfte, Wilhelm Rosteck 1939 die andere. Vor dem Doppelhaus lag der damals unbefestigte Speckenbeker Weg. Dieser Weg war die Zufahrt zum Gutshof Hammer aus Richtung Hassee. 1939 lag auf der anderen Straßenseite eine große Pferdekoppel, die bis zum Russee reichte. Bäume standen dort nicht, so dass man vom Haus aus einen freien Blick auf den Russee hatte.

 

Kleinsiedlungen mit Baracken
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen 1945 viele Flüchtlinge aus dem Osten nach Kiel. Unweit des Hauses richtete die Stadt Kiel drei große Flüchtlingslager ein: Das Lager Hof Hammer, das Lager Drachensee und später die Wohnkolonie Rendsburger Landstraße (ehemaliges AEL Nordmark). Zudem wurden Flüchtlinge in vielen Kleinsiedlungen untergebracht.
So entstanden schräg gegenüber vom Reetdachhaus 16 Zweiraum-Baracken. Sie wurde „Siedlung an der Speckenbecker Au“ oder im Volksmund „Hühnersiedlung“ genannt. Hühnersiedlung deshalb, weil viele Bewohner dort Hühner hielten. Die Baracken wurden bis Ende der 1960er-Jahre bewohnt. Dann wurden sie abgerissen oder kontrolliert abgebrannt.

Kleiner Kaufmannsladen
Im Doppelhaus am Speckenbeker Weg richtete Familie Winkler Anfang der 1950er einen Kaufmannsladen ein, in dem viele Hammeraner einkauften. Auch die Bewohner der Kleinsiedlung versorgten sich mit Lebensmitteln bei Kaufmann Winkler. Ende der 1960er-Jahre wurde das Lebensmittelgeschäft geschlossen.

Geschichtsjournal Nr. 10
Hauptgeschichte im Geschichtsjournal ist der Bericht von Prof. Dr. Dr. Ulrich Matthée über die Ritterschaft Schleswig-Holstein. Zusätzlich hat Prof. Dr. Heidi Kjär etwas über die Streitigkeiten um den Eros-Brunnen im „Grünen Herzen“ verfasst und Sandra Haase die Chronik der Uwe-Jens-Lornsen-Schule. Das neue Geschichtsjournal ist ab 1. Juni für fünf Euro erhältlich, und zwar in Russee bei Zeitschriften Zimmermann und in Hassee im Verlagsbüro von KIEL LOKAL, Alte Eichen 1.

Text: Frahm

Foto: Stadtarchiv Kiel/Magnussen