Mit immer mehr Wind im Rücken

    Ein halbes Jahrzehnt Fahrradfreunde Russee-Hammer – für die Aktivisten der Bürgerinitiative ist das ein guter Anlass, um auf das bisher ehrenamtlich Geleistete und Erreichte zurückzublicken.

    Von Beginn an eines der Hauptziele: Auf verkehrspolitische Entscheidungen zugunsten von Radler*innen vor Ort Einfluss nehmen.
    Ablehnende Abstimmungen im Ortsbeirat Russee / Hammer / Demühlen zur Ausweisung einer Fahrradstraße in der Spreeallee sowie zur Anlage von Fahrradstreifen in der Rendsburger Landstraße im Oktober 2014 hatten bei Radfahrerinnen und Radfahrern im Stadtteil Zweifel gesät: Vertritt das Gremium die Anliegen aller Verkehrsteilnehmer gleichermaßen oder ausschließlich den Autoverkehr?
    Im Juli des Folgejahres versammelten sich Gleichgesinnte zur Gründung einer Interessenvereinigung – die „Fahrradfreunde Russee-Hammer“ wurden geboren. Umgehend schalteten sie sich in die öffentliche Debatte ein. Nach Abstimmung in der Ratsversammlung wurden die Markierungen auf der Rendsburger Landstraße schließlich verwirklicht.
    In einem öffentlichen Workshop Ende Mai 2016 erarbeitete die neue Bürgerinitiative örtliche Anregungen und Forderungen zur Förderung des Radverkehrs. Mit einem Programm geeint, traten die Aktivisten nun verstärkt in der Stadtteilvertretung und auch darüber hinaus (beispielsweise im Kieler Fahrradforum) auf. Dabei achteten sie darauf, dass der Verkehrsträger Fahrrad bei allen mit ihm in Zusammenhang stehenden Themen (etwa beim Ausbau des Bahnhaltepunktes) Berücksichtigung fand.
    Ihre Meinungen trug die Bürgerinitiative mit Pressearbeit, einer eigenen Website (www.fahrradfreunde-russee-hammer.jimdo.com) und in persönlichen Gesprächen nach außen. Auf öffentlichen Veranstaltungen, z. B. bei der Eröffnung der Veloroute 10 im September 2019 oder im Bürgerforum zur Vorbereitung der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes Kiel, vertrat sie die Interessen der örtlichen Biker.
    Für das Radfahren praktisch werben, seine Vorteile gemeinsam erlebbar machen – damit ergänzten die Fahrradfreunde ihre verkehrspolitischen Aktivitäten. Bereits zwei Monate nach ihrer Gründung unterstützten sie 2015 erstmals die Teilnahme der Stadt Kiel an der bundesweiten Aktion „Stadtradeln“. Im Wettbewerb Ortsbeiräte / Ortsteile / Stadtteilengagement gewannen sie auf Anhieb eine Auszeichnung in Silber. In den Folgejahren warb sie dafür, dass sich möglichst vieler Bürger*innen aus dem Stadtteil beteiligen. Die Erfolge blieben nicht aus: Seit 2016 sind Russee und Hammer – gemessen an der erbrachten Gesamtleistung – regelmäßig die fahrradaktivsten Stadtteile Kiels. In der Gesamtwertung erreichten sie 2019 bei großer Konkurrenz von 149 teilnehmenden Teams sogar den fünften Platz und mobilisierten mit fast 70 Radlern von allen Stadtteilen die meisten Teilnehmer.
    Erfolgreich war die Beteiligung an den Sternfahrten zu den Aktionstagen „Kiel steigt um“. Nach einem zweiten Platz bei der ersten Teilnahme 2015 setzten sich die Fahrradfreunde 2016 bereits an die Spitze. Die mit diesen beiden Platzierungen nach Russee und Hammer vergebenen Fahrradbügel haben inzwischen beim TSV Russee, der Gilde „Gut Schuss Demühlen“ sowie beim Eiderbad und beim Wildgehege Hammer gute Verwendung gefunden.
    Auch 2018 und 2019 endeten diese Fahrten jeweils mit dem Spitzenplatz. Der Wanderpokal hat hier schon fast sein Zuhause.

    Dass Radfahren auch im Winter möglich ist, demonstrierten die Fahrradfreunde 2017. Im Januar unternahmen sie eine Neujahrs-tour. Dabei machten sie sich ein Bild von den Fortschritten bei der Förderung des Radverkehrs in den Stadtteilen, etwa beim Fahrradstreifen am erneuerten Teilstück der Rendsburger Landstraße.
    Im vergangenen Jahr organisierte die Gruppe im Fahrradfrühling geführte Umgebungstouren, die in Schierensee, der Probstei und auf Gut Emkendorf reizvolle Ziele im schönen Kieler Umland fanden.
    Konkret aktiv geworden sind die Fahrradfreunde auch an anderen Stellen. Im Juni 2016 schnitten sie die im Innenraum und an den Zugängen wuchernde Bepflanzung am Fahrradunterstand an der ehemaligen Wartehalle Hamburger Chaussee / Speckenbeker Weg (heute Café Glückspilz) zurück. Zudem befreiten sie die Stützpfeiler von alten Stickern und Plakaten und kehrten Schmutz weg. Im März 2017 wiesen die Aktiven mit einer öffentlichen Aktion auf eine bestehende Lücke im Radwegenetz hin. Mit einer Kette aus Menschen und Fahrrädern stellten sie einen möglichen Weg über die Freifläche östlich der Demühlener Straße dar. Sie forderten die Verantwortlichen auf zu prüfen, ob die Einkaufsmärkte an der Rendsburger Landstraße damit für Fußgänger und Radfahrer besser erschlossen werden könnten. In den seit Juli 2015 bisher abgehaltenen 25 Versammlungen, den sogenannten Aktiventreffen, hatten und haben alle Interessierten die Möglichkeit, regelmäßig Themen für ein sicheres Verkehrsangebot in Russee und Hammer zu erörtern. Ein Angebot, von dem immer wieder Bürger*innen neu Gebrauch machen. Sie bieten auch die Möglichkeit zur Vernetzung zum Thema Radfahren. Es haben beispielsweise Gespräche mit Elternvertretern unserer Grundschulen stattgefunden. Alle Treffen waren und sind öffentlich, die Gruppe freut sich stets über neue Anregungen und Mitstreiter*innen.

    Radtour am 9. September
    Die nächste Fahrradtour findet am Mittwoch, dem 9. September, statt. Dazu sind alle Leser*innen von KIEL LOKAL herzlich eingeladen. Start ist um 11 Uhr am Vorplatz der Hörnbrücke. Unter der Leitung von Dagmar Domnick geht es 35–40 Kilometer durch das Kieler Umland. Die Rückkehr ist für etwa 16 Uhr vorgesehen.

    Text: Michael Wagner / Olaf Busack; Foto: ©Frahm