Rad und Pkw: Wir müssen reden

Mobilität kennzeichnet unseren Alltag. Täglich erleben wir, wie voll es überall ist – nicht nur auf Hauptstraßen kommt es zu zähfließendem Verkehr und Staus. Je dichter der Verkehr, desto unversöhnlicher begegnen sich oft die Verkehrsteilnehmer. Ein Perspektivwechsel hilft, Ärger und Gefahren zu reduzieren.

Auto- und Radfahrer verstehen einander oft einfach nicht, giften sich an, gönnen dem anderen keinen Zentimeter. Das liegt an dem Unterschied der Perspektiven und daran, dass man sie während der Konzentration im Verkehr kaum wechseln kann. Deshalb ist es umso wichtiger, sich grundsätzlich darüber auszutauschen, wie die Bedürfnisse beider Seiten bessere Berücksichtigung finden können.

Radfahrer sind unberechenbar
Zumindest, wenn man durch eine Windschutzscheibe blickt. Das beruht auf mehreren Faktoren: Denn den Vorteil der Wendigkeit nutzt mancher Radfahrer für Manöver, die zwar aus seiner subjektiven Sicht vielleicht niemanden stören müssten, in den Augen der Autofahrer aber auf die Vielzahl zu bewältigender Reize oben drauf kommen. Beispiel: Blick über die Schulter, kurz nach links über die Fahrbahn ziehen, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Oder eine Ampel bei Rot überqueren, weil die nächsten Autos noch weit genug entfernt scheinen.
Verstärkt wird diese Unberechenbarkeit aus Sicht des Autofahrers durch mangelnde Sichtbarkeit: Insbesondere in Herbst und Winter bedeutet fehlende Beleuchtung manchen Schreckmoment am Steuer, wenn plötzlich Zweiräder im Scheinwerferkegel auftauchen.

Autos sind bedrohlich
Eigentlich ist die Perspektive der Radfahrer nicht viel anders, nur sind sie in der schwächeren Position: Ohne Blechhülle und mit zwei statt vier Rädern auch leicht aus der Balance zu bringen, fühlen sich viele Verkehrsituationen gefährlich an. Quert ein Pkw beim Abbiegen den Radweg oder überholt in verengten Fahrbahnabschnitten, empfindet das oft nur der Radfahrer als bedrohlich, im Pkw scheint die Situation nicht bemerkenswert. – Haben Sie’s bemerkt? Es braucht gar nicht viel, damit beide Seiten sich das Leben gegenseitig leichter machen können. Viel einfacher wird es schon mit ein wenig Zurückhaltung und öfterem Blickkontakt: Nur wenn wir „reden“, können wir uns verstehen.

Text: Sellhoff