Zucker in Fertigprodukten

Die Deutschen werden von Jahr zu Jahr dicker. 59% der Männer und 37% der Frauen haben Übergewicht. Warum schlank bleiben heute eine Herausforderung ist, erklärt Gudrun Köster, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH).

Seit Jahren nimmt die Zahl übergewichtiger und fettleibiger Menschen stetig zu. Was machen wir heute anders als vor 20 Jahren?
Gudrun Köster: „Ein großer Teil unserer Lebensmittel ist stark verarbeitet und enthält viel Zucker und Fett. Schnellgerichte, Fruchtjoghurt, Salat-Dressings und Müslis sind typische Beispiele. Diesen Produkten sieht man nicht an, dass viele Kalorien darin stecken. 100 Gramm Haferflocken haben zum Beispiel 370 Kalorien. In derselben Menge eines Fertig-Müslis sind es bis zu 100 Kalorien mehr. Getarnt wird der hohe Energiegehalt häufig mit zu kleinen Portionsangaben. Auf manchen Müsli-Verpackungen wird die Kalorienzahl für 40 Gramm angegeben. Das ist aber viel weniger, als sich die meisten Menschen in ihre Müslischale füllen würden. Ähnlich sieht es bei anderen Fertigprodukten aus.“
Wie kann man die getarnten Dickmacher erkennen?
„Wer abnehmen will, sollte beim Einkaufen auf die Nährwertkennzeichnung achten. Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass sie mit der Grillsauce oder dem fertigen Salatdressing oft ähnlich viel Zucker und Fett verzehren wie mit Süßigkeiten. Ein Schritt nach vorn wäre eine Ampel-Kennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel, die den Gehalt von Zucker, Fett und Salz vorn auf der Verpackung deutlich macht. Dann könnte man zum Beispiel im Müsliregal auf einenBlick erkennen, welches Müsli viel Zucker enthält und zum Abnehmen nicht geeignet ist.“

Helfen Schlankheitsmittel beim Abnehmen?
„Ich sehe solche Mittel sehr kritisch. Die Idee dahinter ist, ein bis zwei Mahlzeiten am Tag durch einen Pulver-Shake zu ersetzen. Doch bei den Nährwerten der Produkte gibt es große Unterschiede. Der Zucker­anteil bei einigen ist erschreckend hoch. Das Pulver von Slim Fast besteht zum Beispiel rund zur Hälfte aus Zucker, bei Almased ist es fast ein Drittel. Ein fertiger Slim-Fast-Shake enthält somit sieben Würfel Zucker, ein Almased-Drink immerhin noch fünf. Das ist fast so, als würde man zum Abnehmen Cola trinken. Auch wenn die Werbung für Schlankheitsmittel viel verspricht, ist eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst auf jeden Fall der bessere Weg.“

Viele Menschen versuchen es mit Diäten. Wie findet man die richtige?
„Diäten versprechen schnellen Erfolg. Seit einiger Zeit ist es zum Beispiel wieder angesagt, weitgehend auf Kohlenhydrate zu verzichten. Manche Menschen verlieren so tatsächlich in kurzer Zeit Gewicht. Sobald sie aber zu ihren alten Gewohnheiten zurückkehren, kommen meist auch die Kilos zurück. Dauerhaft schlank bleibt man nur, wenn man die eigenen Schwachpunkte erkennt und die Ernährung entsprechend umstellt. Wichtig für das Durchhalten ist, dass die Ernährung zum persönlichen Alltag passt. Natürlich spielt der Kalorienbedarf eine wichtige Rolle. Mit zunehmendem Alter verbraucht der Körper weniger Kalorien. Wer sich dann trotzdem ernährt wie bisher, nimmt zu.“

Wie lässt sich Übergewicht wirklich abbauen und vermeiden?
„Der Kalorienbedarf lässt sich in jedem Alter mit mehr Bewegung erhöhen. Dafür muss man nicht gleich ins Fitness-Studio. Im Alltag öfter zu Fuß gehen, Radfahren oder Treppen steigen, bringt auch schon etwas. Die Gründe für Übergewicht sind unterschiedlich: Das können neben Bewegungsmangel auch zu große Portionen beim Essen, süße Getränke oder kalorienreiche Snacks vor dem Fernseher sein. Wer es schafft, den eigenen Dickmacher-Gewohnheiten auf die Spur kommen und sie zu verändern, nimmt erfolgreich ab und bleibt auch schlank.“ Mehr Informationen unter www.verbraucherzentrale.sh.

(Foto: ©VZSH)