Ein Leben lang für Schwarz-Weiß

Jürgen Gebauer mit einem Stück des Hallenbodens aus der Wunderino-Arena. Foto: Tom Ingwersen

Jürgen Gebauer berichtet im Gespräch mit KIEL LOKAL über seine Verbundenheit zum THW Kiel

21 Jahre lang prägte Jürgen Gebauer als zweiter Vorsitzender das Vereinsbild des THW Kiel. Im Jahr 2020 verzichtete er zusammen mit seiner Frau Helga bei der Mitgliederversammlung auf die erneute Wiederwahl und verabschiedete sich von der Vorstandsarbeit.

Als immer noch aktives Mitglied des Vereins erzählt Gebauer nun über die früheren Jahre im Vereinsheim am Krummbogen und die Auskoppelung der THW Kiel GmbH aus dem eingetragenen Verein.
Seit mittlerweile 37 Jahren wohnt das Ehepaar Gebauer mitten im Grünen Herzen unweit des THW-Vereinsheims. Kaum jemand verkörpert die Vereinsgeschichte wie sie. 1975 eingetreten, fungierte Jürgen Gebauer ab 1999 erst als Festwart und wenige Jahre später als zweiter Vorsitzender und Technischer Leiter. 2005 stieß Ehefrau Helga dem Vorstand hinzu und übernahm die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Auch nach dem Rücktritt der beiden hält die Bindung zum Verein an. Das wird schon beim Betreten des Hauses in der Pestalozzistraße klar. Unzählige THW-Erinner­ungsstücke schmücken den Eingangsbereich.
Die gesamte Familie teilt die Passion für die schwarz-weißen Vereinsfarben. Neben den eigenen Kindern ist mit der Enkeltochter bereits die dritte Generation im Verein aktiv. „Meine Enkelin spielt als Torfrau in der E-Jugend-Mannschaft Handball“, verkündet der Großvater stolz.

Unweit der Ostseehalle aufgewachsen
Aufgewachsen in der Prüne 12, verbrachte Jürgen Gebauer seine Kinder- und Jugendzeit in unmittelbarer Nähe der 1952 eröffneten Ostseehalle. „Aus den umliegenden Gebäuden konnte man aus den höheren Stockwerken noch in die Halle reingucken“, erinnert er sich an die Zeit zurück, in der der Feldhandball noch die dominantere Handballvariante war. Erst im Verlauf der 1950er-Jahre wurde in Kiel der Schwerpunkt auf den Hallenhandball gesetzt. Seit jeher fungiert die Halle am Europaplatz, sie über die Jahrzehnte hinweg mehrmals ausgebaut und zweimal umbenannt wurde, als Austragungsort für die Heimspiele des THW Kiel.

Bundesliga im Vereinsheim
Die Handballabteilung des 1904 gegründeten THW Kiel e.V entstand 1923. Genau 100 Jahre später ist sie die zweitgrößte Sparte des Vereins und umfasst ca. 480 Mitglieder. Die in der Handball-Bundesliga agierende Profimannschaft zählt jedoch nicht dazu.
1992 koppelte sie sich als THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG vom Mutterverein ab. „Das wurde damals vereinsintern sehr kontrovers diskutiert“, betont der 75-Jährige. Grund für die Schaffung einer Gesellschaft mitbeschränkter Haftung war die damalige finanzielle Situation.
„Die Ligamannschaft war maßgeblich für die Finanzierung des Vereins verantwortlich“, erklärt das langjährige Vereinsmitglied.
Die Mannschaft habe das Gefühl gehabt, vom Verein ausgenutzt zu werden. Es waren Zeiten, zu denen die Spieler über den Handball hinaus anderweitig berufstätig waren. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, stellt Gebauer schmunzelnd fest. Für jüngere Fans ebenfalls undenkbar scheint das Zusammensitzen mit den Profis nach absolvierten Partien im Vereinsheim. „So war das damals. Nach den Spielen kamen die Jungs am Krummbogen vorbei und saß­en mit uns am Tisch“, schwärmt der passionierte Handball-Fan. „Da kam es schon mal vor, dass man Stefan Lövgren oder Magnus Wislander gegenübersaß“, fügt er an.

Eine ganz besondere Feier
Vor 28 Jahren feierte das Ehepaar Gebauer seine silberne Hochzeit im Vereinsheim des THW. Der Abend sorgte für eine der schönsten Erinnerungen mit den Zebras. Die Feier war im vollen Gang, als der damalige Wirt des Vereinsheims, Manfred Reis, einen Anruf entgegennahm. Am anderen Hörer war niemand anderes als die heutige THW-Legende Klaus-Dieter „Pitti“ Petersen. „Die Mannschaft war auf dem Weg zurück von einem Auswärtsspiel und fragte, ob sie noch vorbeikommen könnte“, erzählt Gebauer. „Da haben wir natürlich Ja gesagt und den Gästen es so verkauft, als ob wir das geplant hätten“, scherzt er.
Nicht mehr so wie früher
Das gesellige Beisammensitzen mit den Profis im Vereinsheim ist schon seit längerer Zeit eine Sache der Vergangenheit. „Die Verbindung des e.V. zur Bundesliga-Mannschaft ist über die letzten beiden Jahrzehnte immer schwächer geworden“, stellt Gebauer bedauernd fest. „Nur die älteren Spieler kennen das Vereinsheim in Hassee noch“, bekräftigt er.
Den Grund für diese Entwicklung sieht er in der seit der Jahrhundertwende zunehmenden Professionalisierung des Sports. „Statt ins Vereinsheim zu fahren, mussten die Spieler in der Halle bleiben und den Sponsoren vorstellig werden oder Pressekonferenzen halten“, erklärt Gebauer. „Zudem waren früher die meisten Spieler aus Deutschland“, so Gebauer weiter über die Internationalisierung der Mannschaft.

Spannende Lebensgeschichte
Wer tiefer in die Geschichte des Lebens von Jürgen Gebauer und der Stadt Kiel eintauchen möchte, findet seine 2022 veröffentlichte Autobiografie „Raufkommen! Baden!“ bei lokalen Buchhändlern oder als E-Book im Internet. Das Buch erzählt seine spannende Geschichte des Heranwachsens im Kiel der Nachkriegszeit. TI