Interview mit dem Bürgermeister

Ingo Sander steht Rede und Antwort zu den aktuellen
Kronshagener Themen

Das Kronshagen Magazin nutzte die Sommerferien, um Bürgermeister Ingo Sander um ein Interview über die aktuelle Lage der Gemeinde zu bitten. Er berichtet über Neubauprojekte, Flüchtlingsunterkünfte, Klimaschutz und anderes mehr.

Herr Sander, auch wenn in der Lokalpresse weniger berichtet wird als früher, werden ja im Rathaus  eine Vielzahl von Projekten bearbeitet. Könnten Sie uns Einblick in die wichtigsten Themen geben?
Ingo Sander: Sehr gern! Es ist richtig, dass die lokale Berichterstattung in den KN zu unseren Themen deutlich geringer ist als früher. Mit Herrn Martin Geist gibt es aktuell einen neuen Lokalredakteur und hoffentlich wieder mehr Raum für unsere Kronshagener Themen im Holsteiner Teil.

Lassen Sie uns über die aktuellen Themen sprechen. Die Fortschritte im Ortskern sind sichtbar. Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?
Aus meiner Sicht wird diese große Baumaßnahme durch die Baugenossenschaft Mittelholstein sehr professionell gemanagt. Aktuell werden die Dächer eingedeckt und in einigen Wochen werden die Gerüste demontiert werden. Im Anschluss erfolgt der Innenausbau, und parallel wird mit der Erstellung des Marktplatzes begonnen. Mitte nächsten Jahres werden voraussichtlich die Wohnungen bezogen. Außerdem werden eine ganztägige Gastronomie, zwei Fachgeschäfte und ein Co-Working-Place das Angebot im Ortskern ergänzen. 
Auch die Polizei wird in den Ortskern
umziehen. Kürzlich wurde über die Umbaukosten diskutiert. Wie ist der aktuelle Sachstand?
Ursprünglich sah die Ortskernplanung den Abriss des bisherigen VBK-Gebäudes vor. Nach meiner Überzeugung ist es nicht vermittelbar, ein solches Gebäude aus den 80er-Jahren abzureißen und gleichzeitig über Nachhaltigkeit zu diskutieren. Die Gemeindevertretung hat letztlich entschieden, dieses Gebäude zu erhalten und als zukünftige Polizeistation an das Land zu vermieten. Die Ortskernplanung und der B-Plan Ortskern wurden angepasst. Aktuell werden in Absprache mit den zuständigen Behörden die Umbaumaßnahmen für die Polizei geplant. 
Es ist vorgesehen, dass das Land einen Zuschuss für notwendige polizeispezifische Umbauten zahlt. Die anderen Umbauarbeiten werden über den Mietzins eines langfristigen Mietvertrages mit dem Land verrechnet. Dieses Verfahren hat sich landesweit bewährt. 

Vom Seniorenpark auf dem ehemaligen Klemm-Gelände war lange nichts zu hören. Wann wird dieses Projekt realisiert?
Es handelt sich für Kronshagener Verhältnisse um ein Großprojekt, bei dem etwa 175 Wohnungen durch den Investor NGEG erstellt werden sollen. Es werden sowohl Eigentums- als auch frei finanzierte und geförderte Wohnungen entstehen, für die man sich schon jetzt bei der NGEG vormerken lassen kann. Die Zielgruppe sind vorrangig ältere Kronshagenerinnen und Kronshagener. In den bisherigen Planungen gab es eine breite Unterstützung für das Projekt. Die abschließenden Beratungen werden im Herbst stattfinden. Bei Zustimmung darf im Anschluss gebaut werden.
In den Medien wird wieder vermehrt über die steigende Zahl geflüchteter Menschen berichtet, die in den Kommunen unterzubringen sind. Wie ist aktuell die Situation in Kronshagen?
Wir profitieren in Kronshagen von einer Struktur, die wir in der Flüchtlingskrise 2015/2016 aufgebaut haben. Unser Netzwerk aus Ehrenamt, AWO-Interkulturell und Verwaltung funktioniert sehr gut und fast geräuschlos. Richtig ist aber auch, dass die aktuellen Belegungszahlen in unseren Unterkünften höher sind als je zuvor und wir kaum räumliche Reserven haben. Gleichzeitig werden uns durch die Kreisverwaltung kontinuierlich Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Ländern (vorrangig Syrien / Afghanistan / Irak usw.) zugewiesen. Ich kann derzeit nicht erkennen, dass sich die Zahl der Zuweisungen reduzieren wird. Insofern bitte ich weiterhin um Offenheit und Unterstützung in diesem Bereich.

 

Wir erleben eine Klima- und Energiekrise und gleichzeitig große Unsicherheiten rund um das Heizungsgesetz in der Bevölkerung. Was erwarten Sie für Kronshagen?
Wir sind alle zusammen aufgefordert, der Klimakrise entschieden zu begegnen. Die Gemeinde ist der Klimaschutzagentur des Kreises beigetreten und ich habe ein Klimaschutzmanagement in der Verwaltung installiert. Ohne Zweifel ist ein ganzes Maßnahmenbündel vor Ort möglich und erforderlich, auf das ich hier gar nicht in Gänze eingehen möchte. Wesentlich ist für mich die Kommunale Wärmeplanung, die wir auf den Weg gebracht haben. Ich erwarte bis Ende 2024 Klarheit über die Situation in Kronshagen. Dann wissen unsere Einwohnerinnen und Einwohner, ob und in welchem Zeitraum eine Versorgungsmöglichkeit durch Nahwärme in ihrem Quartier gegeben ist oder ob weiterhin eine individuelle Heizung erforderlich ist. Für Fragen rund um dieses, aber auch alle anderen Klimaschutzthemen stehen unsere Klimaschutzmanagerinnen zur Verfügung. Auch die VBK befassen sich mit möglichen Entwicklungen und stehen für Nachfragen rund um die Energiewende zur Verfügung. 

Der Vorstand des TSVK ist geschlossen zurückgetreten. Was bedeutet das für die Zukunft des Vereins und die Gemeinde Kronshagen?
Die Gemeinde Kronshagen hat den Sport immer unterstützt und wird das auch zukünftig tun. Der Zustand unserer Sportstätten, in die zuletzt über drei Millionen Euro investiert wurden, ist gut. Und der TSVK – mit mehr als 3.000 Mitgliedern und einer knapp einhundertjährigen Tradition – hat natürlich eine hohe Bedeutung für die Gemeinde. Die internen Diskussionen und den Rücktritt des Vorstands kann ich nicht im Detail beurteilen und möchte die Vorgänge auch nicht öffentlich bewerten. Es wird für mich aber deutlich, dass ein so großer Verein mit seinen diversen Sparten kaum noch ehrenamtlich zu managen ist. In einer anderen, möglicherweise hauptamtlichen Struktur lebt dennoch auch dieser Verein vom gegenseitigen Respekt und der Solidarität der Mitglieder bzw. der Sparten. Insofern hoffe ich sehr, dass diese schwierige Situation möglichst schnell überwunden wird. Mein Respekt und mein großer Dank gilt dem bisherigen Vorstandsteam, das über viele Jahre und mit großem ehrenamtlichem Einsatz ein sehr großes Schiff auf Kurs gehalten hat.

Im Ortsteil Kopperpahl wurde die Zufahrt zum Quartier verändert und in der Henri-Dunant-Allee wurden Parkplätze installiert. Ist das eine Übergangslösung?
Die Nahversorgung durch den Markant-Markt, die ergänzenden Dienstleistungsangebote und insbesondere die medizinische Versorgung sind von großer Bedeutung für den Ortsteil Kopperpahl.
Wir wollen diese Angebote dort dauerhaft halten. Gleichzeitig ist der gesamte Komplex samt Tiefgarage in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. Die Tiefgarage ist schon länger nicht mehr nutzbar, und nun wurde auch der Innenhof gesperrt, was die Parkmöglichkeiten gerade für ältere Menschen sehr einschränkt.
Die Kreisverwaltung hat uns temporär die zusätzlichen Parkplätze in der Henri-Dunant-Allee gestattet. Das Verkehrsschild ‚Einfahrt verboten‘ wird in Kürze durch das Schild ‚Fahrräder frei‘ ergänzt, damit Radfahrende zukünftig wieder über die Henri-Dunant-Allee in das Quartier fahren dürfen.

Vielen Dank für das Interview,
Herr Sander.

Text und Fotos: Carsten Frahm