„Plötzlich scheint Afrika ganz nah“

Bereits während der vergangenen Osterferien gingen neun Kieler Jugendliche aus verschiedenen Jugendtreffs gemeinsam „weltwärts“ und begegneten Gleichaltrigen in Botswana. Nun steht der zweite Teil der kulturellen Begegnung an – im kommenden Herbst reisen neun Teilnehmer aus Botswana nach Kiel. Die Planungen laufen auf Hochtouren.

In der laufenden Zwischenphase zwischen den zwei Begegnungen treffen sich die Kieler Teilnehmer alle zwei Wochen, um sich gegenseitig auf den neusten Planungsstand zu bringen, Ideen zu besprechen und sich über das Erfahrene auszutauschen. Denn was sie bis hierher erlebt haben, ist alles andere als alltäglich.
Finanziell unterstützt wird das Jahresprojekt durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und die Organisation KulturLife, die auch den Freiwilligendienst „weltwärts“ anbietet. In Begleitung von drei Betreuern reisten die neun Jugendlichen nach fast einem Jahr Vorbereitungen im vergangenen Frühjahr nach Botswana. Vor Ort stand nicht etwa ein Entspannungsurlaub an, sondern die Umsetzung des ihnen durch das BMZ zugeteilten Nachhaltigkeitsziels. Ganz konkret ging es für sie dabei um inklusive und nachhaltige Städte- und Gemeindeentwicklung.
Gemeinsam mit den Teilnehmern aus einer Maßnahme für arbeitslose Jugendliche in Botswana wurde innerhalb von drei Wochen ein 18 Quadratmeter großes Gewächshaus mit eigener Bewässerungsanlage gebaut. „Allerdings nicht eines mit Dach oder gar Verglasung – das wäre in der afrikanischen Hitze alles andere als förderlich“, erklärt ein Teilnehmer. Stattdessen gehe es vielmehr darum den wachsenden Pflanzen Schatten und Schutz vor Tieren zu bieten. „Jeder der Teilnehmer aus der Maßnahme vor Ort hat nun einen Teil des Gewächshauses zur eigenen Bewirtschaftung erhalten“ erläutert Jennyfer Kock, die als Betreuerin vor Ort war, den langfristigen Nutzen des Projekts.
Doch nicht nur für die Jugendlichen aus Botswana eröffnete die erste Begegnung bereits neue Perspektiven. „Man stellt sich die Frage: Wie lebe ich und wie leben andere Gesellschaften. Alles was man vorher gehört hat, ist plötzlich ganz anders“, sind sich die Teilnehmer einig. Genau das sei auch das Ziel eines solches Austausches, erklärt Henrike Thelen, Programmbetreuerin der Freiwilligendienste bei KulturLife. Sie ist überzeugt: „Die Jugendlichen kommen mit einem realen Bild des zuvor fremden Landes zurück und tragen es in ihr Umfeld“.
Von der Gastfreundschaft und Offenheit ihrer Gastgeber waren alle Jugendlichen begeistert. Die meisten von ihnen wären sogar gern noch länger vor Ort geblieben und empfanden die Begegnung als bereichernd. „Es gab aber auch Dinge, über die wir uns gewundert haben: Die Art, wie Arbeitsabsprachen funktionieren, oder etwa das lebhafte und laute Treiben auf den Straßen“, so die Teilnehmer. Besonders im Gedächtnis geblieben sei ihnen aber die Müllentsorgung vor Ort. „Auf großen, stinkenden Haufen wird dort Plastik und anderer Müll einfach unter freiem Himmel verbrannt“, erzählen sie. Das ließe das dortige, aber auch das eigene Abfallwirtschaftssystem nochmal mit ganz anderen Augen betrachten.
Der Gegenbesuch aus Botswana steht in den Herbstferien an. Zur Zeit werden die Flüge der Gäste gebucht. Ein gut gefülltes Programm nimmt langsam Form an. So stehen etwa Besuche des Laboer Denkmals und des Weltkulturerbes Wattenmeer, aber auch der Kieler Müllentsorgungsanlage im Raum. Im Zentrum der Begegnung wird der gemeinsame Bau einer Boule Bahn nahe des Spiel- und Bolzplatzes in der Zehlendorfer Straße sein, die Jung und Alt zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung stehen soll. Zum Abschluss der Arbeiten wird es ein großes Fest an der Bahn geben – KIEL LOKAL bleibt dran.
Auch die Ankunft der Gäste wird gefeiert werden: Als Begrüßungsgeschenke soll es von den Jugendlichen gestaltete Pullover und wetterfeste Kleidung geben. An dieser Stelle bittet der Jugendtreff Russee um die Mithilfe unserer Leser: Es werden noch Regenkleidung, wetterfeste Pullover und ähnliches benötigt, gerne auch leihweise. Um Kontaktaufnahme mit dem Treff wird gebeten.

(Text: Scheppmann)